Bayerns Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Zeil im Interview mit Mobil in Deutschland e.V.
Die Kanzlerin sagt:“ Mobilität ist ein Ausdruck der Individualität.“ Das sehen viele Oberbürgermeister ganz anders und gängeln die Autofahrer, wo es geht.
Gehört das Auto auch heute noch zu einem modernen Stadtbild?
Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Sie bildet die Voraussetzung für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und ist für wirtschaftlichen Erfolg unerlässlich. Allerdings steht das ständig steigende Verkehrsaufkommen in einem Spannungsverhältnis zur Ökologie und führt zu gesellschaftlichen Problemen. Folglich findet Individualität dort ihre Grenzen, wo sie von der Allgemeinheit nicht mehr verkraftet werden kann. Heutzutage ist aus einem modernen Stadtbild deshalb ein attraktiver öffentlicher Verkehr nicht mehr wegzudenken.
Welche deutschen Verkehrsprojekte müssen schnellstens umgesetzt werden?
Für mich als bayerischen Verkehrsminister hat die Umsetzung des Bahnknotenkonzepts des Freistaats hohe Priorität. Wichtige Elemente sind hier die 2. Stammstrecke, mit der wir die Münchner S-Bahn fit für die Zukunft machen werden, die Verbesserung der Flughafenanbindung aus Nordostbayern durch die Neufahrner Kurve und den Erdinger Ringschluss, sowie die Erweiterung der Strecke Daglfing-Johanneskirchen. Eine dritte Start- und Landebahn am Flughafen München stellt die Weiterentwicklung des weißblauen Luftverkehrsdrehkreuzes sicher. Darüber hinaus ermöglicht uns der Aus- und Neubau der Zugstrecke Nürnberg – Erfurt, die Hauptstadt von der Frankenmetropole aus in drei Stunden zu erreichen. Schließlich befürworte ich auch eine vollständig ausgebaute Magistrale für Europa von Paris nach Budapest, weil die europäischen Nachbarn dadurch näher zusammenrücken.
Wie wichtig werden Elektromobilität und innovative Antriebe in den nächsten Jahren für die Menschen in Deutschland?
Die individuelle Mobilität mit dem eigenen, jederzeit verfügbaren Auto ist für viele ein selbstverständlicher und wichtiger Bestandteil des Lebens. Weil die fossilen Energieträger endlich sind und viel CO2 emittieren, müssen wir es schaffen, in naher Zukunft eine umweltverträgliche, bezahlbare Alternative zu etablieren. Wir sollten dabei für verschiedene Technologien aufgeschlossen sein. Auch wenn derzeit die Elektromobilität in aller Munde ist und ich diese ebenfalls als eine wichtige Säule zukünftiger Mobilität sehe, wird diese kein Allheilmittel sein. Ich bin überzeugt davon, dass wir in den nächsten Jahren viele innovative, für die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen optimierte Antriebsarten erleben werden.
Immer mehr Städte und Autohersteller setzen auf Carsharing. Hat das Zukunft?
Marktforschungsinstitute sehen für sämtliche Formen von Carsharing-Systemen einen Trend mit hohen Zuwachsraten. Die schlechtesten Prognosen liegen bei 20 Prozent pro Jahr, die besten bei 50 Prozent. Gerade in Großstädten ist derzeit die Tendenz bei jungen Erwachsenen zu beobachten, kein eigenes Auto mehr anzuschaffen, sondern neben Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln
auch Carsharing-Angebote zu nutzen. Für mich stellt Carsharing dabei einen guten Weg dar, um das ständig steigende Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Zudem reduziert sich beispielsweise die Anzahl parkender Pkws in den Innenstädten.
Sind Sie ein guter Beifahrer?
Bei meinem gefüllten Terminkalender bin ich täglich auf meine Fahrer im Dienstwagen angewiesen. Diesen vertraue ich voll und ganz.
Da meine Familie aus lauter guten Fahrern besteht, kann ich mich privat auf dem Beifahrersitz gut entspannen.
Welches war Ihr erstes Auto? Und welche Erinnerungen haben Sie an dieses?
Mein erstes Auto war ein VW-Käfer. Ein Super-Auto, das extrem lange gehalten hat.