Zweiter Städte-Stau-Check: Verkehrschaos in Stuttgart, Köln gewinnt und Düsseldorf verliert
In welchen deutschen Städten mutet man den Autofahrern besonders viel zu? Wo schafft man Infrastruktur und wo lässt man Autofahrer im Stau stehen?Fragen, die wir von Mobil in Deutschland e.V., Deutschlands jungem Automobilclub, genauer untersucht haben. Nachdem wir im September dieses Jahres unseren ersten Städte-Stau-Check auf Grundlage der TomTom-Zahlen aus 2012 veröffentlicht hatten, haben wir nun aktuelle Zahlen für das 2. Quartal 2013 in unserem zweiten Städte-Stau-Check verwendet und im Vergleich zum 2. Quartal 2012 ausgewertet.
Grundlage dieses Vergleichs ist das umfangreiche Datenmaterial des Navigationsgeräteherstellers TomTom, der sogenannte TomTom Traffic Index. Der neue TomTom Stau Index Continental Europe Q2 Report 2013 wurde am 6. November 2013 von TomTom veröffentlicht und bezieht sich auf das 2. Quartal diesen Jahres. Den vollständigen Index finden Sie unter www.tomtom.com/de_de/trafficindex/
Insgesamt wurde die Verkehrsbelastung in 135 Städten weltweit gemessen. Acht davon haben wir für unseren zweiten deutschen STÄDTE-STAU-CHECK verwendet und ausgewertet. Wir haben dieselben deutschen Städte unter die Lupe genommen und mit den vorherigen Ergebnissen verglichen: Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf und Bremen.
In welcher Stadt stehe ich am längsten im Stau? An welchen Wochentagen stockt der Verkehr am häufigsten? Wie viel Wartezeit kostet mich die Rush Hour? Auf all diese Fragen gibt der Stau-Index Auskunft. Er ist ein weltweit äußerst genaues Barometer für Verkehrsbelastung im städtischen Raum, da er Fahrtzeiten auswertet, die auch wirklich von Fahrzeugen im gesamten Straßennetz erzielt wurden. Möglich macht das die Verkehrsdatenbank von TomTom, die mehr als sechs Trillionen Messungen gespeichert hat und zu der täglich mehr als fünf Milliarden hinzukommen.
In den deutschen Städten gibt es immer noch viel zu viel Stau. Im Gegensatz zum ersten Stau-Städte-Check konnten sich allerdings einige Städte verbessern. Stuttgart, Hamburg, Köln und Bremen haben ihre Stauzeiten verringert. Köln konnte sich sogar um 6 Prozentpunkte von Platz 3 auf 6 der Top-Staustädte verbessern. Düsseldorf, Frankfurt am Main und Berlin haben sich verschlechtert.
Im Detail sind folgende Ergebnisse in unseren 8 Städten erzielt worden:
DIE DEUTSCHEN TOP-STAUSTÄDTE Q2-2013 (Q2-2012)
1. Stuttgart 30% – NOTE 5 (2012: 33 % Platz 1) ▲
2. Hamburg 29% – NOTE 4 (2012: 32 % Platz 2) ▲
3. Berlin 28% – NOTE 4 (2012: 27 % Platz 3) ▼
4. München 24% – NOTE 3 (2012: 24 % Platz 5) ►
5. Frankfurt am Main 22% – NOTE 3 (2012: 21 % Platz 6) ▼
6. Köln 21% – NOTE 3 (2012: 27 % Platz 3) ▲
7. Düsseldorf 19% – NOTE 2 (2012: 15 % Platz 7) ▼
8. Bremen 12% – NOTE 1 (2012: 14 % Platz 8) ▲
Dieses Ranking bezieht sich auf den TomTom Traffic Index, der ausdrückt, wie sich die Fahrtzeit in einer Stadt verkehrsbedingt im Durchschnitt verändert. In Stuttgart verlängert sich also die Fahrtzeit im Durchschnitt um 30% gegenüber einem ungehindert fließenden Verkehr. In Hamburg um 29%, in Berlin um 28% usw. Werfen wir einen genaueren Blick auf die einzelnen Städte und Ballungsgebiete (in Klammern wird der vorherige Wert aus dem Q2 2012 aufgeführt):
STUTTGART – 30%: Die schlimmsten Stautage und Stauzeiten sind in Stuttgart der Dienstagmorgen und Donnerstagabend. Der Freitagmorgen dagegen ist in Stuttgart vergleichsweise stauarm. Fährt man während der Rush Hour, braucht man für die gleiche Strecke 36 Minuten (39 Min.) länger. Und auf‘s Jahr gerechnet muss ein Berufspendler, der einen 30-minütigen Anfahrtsweg hat, mit insgesamt 86 Stunden (90 Std.) Verzögerung rechnen. Ansonsten gibt es in Stuttgart eine leichte Verbesserung auf einem immer noch sehr schlechten Niveau. NOTE 5
HAMBURG – 29%: Am längsten steht man in Hamburg am Montagmorgen und Freitagabend im Stau. Am zügigsten geht es am Montagabend und Freitagmorgen voran. Während der Rush Hour braucht man hier 31 Minuten (32 Min.) länger. Der bessere Verkehrsfluss zu 2012 resultiert aus einem zügigeren Verkehr auf den Autobahnen rund um Hamburg. Auf‘s Jahr gerechnet muss ein Berufspendler mit 78 Stunden (80 Std.) Verzögerung rechnen. NOTE 4
BERLIN – 28%: Am Freitagabend und Montagmorgen staut es sich in Berlin am meisten. Am Montagabend und Freitagmorgen dagegen sind die Straßen relativ frei. Zu Rush Hour-Zeiten muss man 29 Minuten (28 Min.) länger einplanen und ein Berufspendler steht hier 74 Stunden (73 Std.) im Stau. Hier gibt es zu 2012 kaum Veränderungen. NOTE 4
KÖLN – 21%: Die Haupt-Stauphasen sind hier der Mittwochabend und Montagmorgen. Am Montagabend und Freitagmorgen dagegen fließt der Verkehr. 26 Minuten (32 Min.) dauert die Fahrt zu Rush Hour-Zeiten länger. 69 Stunden (80 Std.) Verzögerung fallen pro Jahr für einen Berufspendler an. Köln ist der große Gewinner beim Stau-Index. Vor allem durch einen deutlich besseren Verkehrsfluss auf den Autobahnen. NOTE 3
MÜNCHEN – 24%: In München steht man am Mittwochabend und Montagmorgen am häufigsten im Stau. Am zügigsten kommt man dagegen am Freitagmorgen und Montagabend voran. Ist man während der Rush Hour unterwegs, braucht man 29 Minuten (27 Min.) länger. Und auf‘s Jahr gerechnet muss ein Berufspendler mit 74 Stunden (71 Std.) Verzögerung rechnen. Vor allem zu den Hauptverkehrszeiten fällt München leicht ab und weist geringe Verschlechterung auf. NOTE 3
FRANKFURT AM MAIN – 22%: Die schlimmsten Stautage sind hier der Mittwochabend und Mittwochmorgen. Die besten Fahrzeiten dagegen sind der Montagabend und Freitagmorgen. 30 Minuten (26 Min.) länger braucht man hier in der Rush Hour. Berufspendler müssen rund 76 Stunden (69 Std.) Verzögerung pro Jahr miteinplanen. Frankfurt verschlechtert sich zu 2012, Berufspendler müssen mit 7 Stunden mehr Stau auf’s Jahr hochgerechnet rechnen.NOTE 3
DÜSSELDORF – 19%: Die meiste Geduld braucht man hier am Mittwochabend und Dienstagmorgen. Am besten geht’s dagegen am Freitagmorgen und am Montagabend vorwärts. 24 Minuten (19 Min.) Wartezeit muss man während der Rush Hour einplanen. Berufspendler kommen pro Jahr auf 65 Stunden (55 Std.) Verzögerung. Düsseldorf ist der große Verlierer im Stau-Städte-Check 2013. Der Verkehr auf den Autobahnen rund um Düsseldorf ist deutlich schlechter geflossen und auch innerhalb der Stadt wird dem Autofahrer mehr Zeit im Stau abverlangt. NOTE 2
BREMEN – 12%: Am Dienstagabend und Montagmorgen sind hier die Straßen am häufigsten verstopft. Am Freitagmorgen und Montagabend dagegen fließt der Verkehr. 14 Minuten (15 Min.) beträgt die durchschnittliche Wartezeit während der Rush Hour. Berufspendler vergeuden pro Jahr insgesamt 43 Stunden (46 Std.) im Verkehr. Bremen ist die stauärmste Stadt in diesem Vergleich und auch zu 2012 gab es noch eine schöne Verbesserung. NOTE 1
Die Wertung von Mobil in Deutschland e.V:
Die Note 1 haben wir bei einem Stau-Level von weniger als 15% vergeben. Nur Bremen konnte sich hier gegen die anderen Städte durchsetzen und im Gegensatz zum letzten Mal die NOTE 1 erzielen. Ansonsten gab es zu 2012 folgende, bemerkenswerte Unterschiede:Köln ist der große Gewinner in unserem zweiten Städte-Stau-Check 2013: Signifikante Verbesserungen in und um Köln. Das Gegenteil in Düsseldorf. Obwohl immer noch auf einem relativ guten Niveau, hat Düsseldorf stark nachgelassen. Dies ist wohl letztlich auch den vielen Baustellen in der Stadt geschuldet. München und Frankfurt fallen leicht ab, hier wird den Pendlern einiges mehr an Geduld und Zeit abverlangt. In Hamburg und Berlin gab es wenige Veränderungen zu 2012.
Schlusslicht unseres zweiten Städte-Stau-Checks mit der NOTE 5 und damit autounfreundlichste Stadt in Deutschland ist Stuttgart. Die Schwaben haben schon 2012 in unserem umfangreichen Städte-Verkehrs-Atlas und in unserem ersten Städte-Stau-Check am schlechtesten abgeschnitten. „Mit den meisten Blitzern in der Stadt und der unflexibelsten Umweltzone, ohne Autobahnring, einer bevorstehenden Citymaut und dem Versprechen, Autoverkehr durch Fahrradverkehr zu ersetzen, löst man keine Verkehrs- und Stauprobleme. Eine autofeindliche Verkehrspolitik eines grünen Ministerpräsidenten und grünen Oberbürgermeisters wird diese Werte auch für die nächsten Jahre nicht verbessern. Die Stuttgarter dürfen sich auf noch mehr Chaos gefasst machen“, so Dr. Michael Haberland, Präsident von Mobil in Deutschland e.V.
Bei den langen Stauzeiten in Deutschland, die Autofahrer ertragen müssen, ist es nur ein schwacher Trost, dass es woanders noch schlechter geht. Im Ausland nämlich ist die Verkehrsbelastung in manchen Städten noch heftiger. Trauriger Spitzenreiter ist nach wie vor Moskau: Hier ist die Fahrzeit verkehrsbedingt um 65% länger, die Pendler müssen sich auf 127 Stunden Verzögerung im Jahr einstellen. Istanbul, Warschau, Palermo und Marseille „glänzen“ mit ähnlichen Rekordzahlen. Bringen Sie also viel Geduld mit, wenn Sie demnächst in eine dieser Städte mit dem Auto fahren wollen.