Im Interview mit Friedrich Merz (CDU) zur Autoindustrie, Elektromobilität und Tempolimit
Friedrich Merz, Vizepräsident des Wirtschaftsrates der CDU e.V. und Kandidat für den Vorsitz der CDU, im Gespräch mit Mobil in Deutschland e.V. Er stellt sich in der neuesten Ausgabe des Mobil in Deutschland-Magazins (Ausgabe 03/2020) aktuellen Fragen rund um Mobilität, Auto und Verkehr.
Was war Ihr erstes Auto?
Daran erinnere ich mich noch sehr genau, es war ein Simca Chrysler, hellgrün-metallic, hellbraune Kunstledersitze, 90 PS, Automatik.
Ist es nicht zu kurz gesprungen beim Thema „Förderung“ so einseitig auf E-Mobility zu setzen? Saubere Verbrenner gehören doch genauso gefördert?
Ich würde sehr dafür plädieren, jetzt nicht von Staats wegen festzulegen, welche Technologien in Zukunft umweltverträglich sind. Die deutsche Autoindustrie ist hochinnovativ. Eines Tages könnte es auch Wasserstoffautos oder Verbrenner geben, die ohne Emissionen arbeiten. Wir wissen heute noch nicht, welche Technologien in einigen Jahren den besten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Deshalb brauchen wir immer wieder Offenheit für neue Lösungen, nicht Einseitigkeit und verbohrte Systemkritik.
Deutschland ist ein Autofahrerland und ein Autoindustrieland. Das Auto ist das Rückgrat unseres Wohlstandes. Wenn die Autobranche schwächelt, dann schwächelt das ganze Land. Wie sehen Sie das?
Es lässt sich nicht bestreiten, dass Teile der deutschen Automobilindustrie schwere Fehler gemacht und Kunden betrogen haben. Aber unsere Industrie steht in erster Linie für modernste Technologien und für hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung. Mehr Schutz für Natur und Umwelt lässt sich nur mit, nicht ohne oder gar gegen die vielen Ingenieure erreichen, die jeden Tag nach Wegen suchen, um Mobilität, Lebensqualität und Klimaschutz miteinander zu verbinden.
Es gab nie einen Dieselskandal. Es gab nur einen Betrugsskandal. Wie konnte sich so etwas in Politik, Medien und Gesellschaft verfangen?
Hinter der lautstarken Kritik und den Forderungen nach radikalen Lösungen versteckt sich vieles, nur nicht in erster Linie der Wunsch nach mehr Umweltschutz. Der eine oder die andere spricht es ja auch ganz offen aus: Es geht um die Überwindung des Systems, um die Zerstörung unserer marktwirtschaftlichen Ordnung. Die Folge wäre eine beispiellose Deindustrialisierung unseres Landes, die Millionen Arbeitsplätze gefährden und die Spaltung unserer Gesellschaft dramatisch vertiefen würde.
Technikoffen in die Motorisierung der nächsten Jahrzehnte forschen – das sehen viele Wissenschaftler so. Teilen Sie diese Meinung?
Ja.
Die Grünen wollen fliegen, Fleisch und SUVs verbieten. Ist so eine Verbieterpartei wirklich ein veritabler Partner für eine Regierung?
Klar ist: Wirklich effizienter Klimaschutz kann nur mit modernster Technologie gelingen, nicht mit Verzicht und Verboten. Die CDU regiert in einigen Bundesländern erfolgreich mit den Grünen. Ob das auch im Bund funktioniert, müssen wir gegebenenfalls nach der Bundestagswahl anschauen. Zunächst geht es aber darum, dass wir im September 2021 ein möglichst starkes Ergebnis für die Union erzielen.
Zu einer starken Wirtschaft gehört eine funktionierende Infrastruktur. Ist es nicht höchste Zeit für neue Infrastrukturprojekte? Bauen statt verhindern! In diesem Tempo schaffen wir doch kein Wachstum und keine Nachhaltigkeit?
Um effiziente Anreize zur CO2-Reduktion zu schaffen, sollte sich die Bundesregierung noch stärker als bisher für den bundes- und europaweiten Ausbau der Infrastruktur für E-Mobilität und Wasserstoff einsetzen. Das ist auch besser investiertes Geld als zum Beispiel Kaufprämien für E-Autos. Nur wenn eine entsprechende Infrastruktur vorhanden ist, werden deutlich mehr Kunden solche Fahrzeuge kaufen.
Für wie sinnvoll halten Sie ein generelles Tempolimit auf unseren Autobahnen?
Das ist eine Randdiskussion. Die meisten Todesfälle gibt es auf Landstraßen und in den Innenstädten, viele innerhalb der geltenden Geschwindigkeitsbeschränkungen. Die Raserei in den Innenstädten oder auf Landstraßen ist das größere Problem, und da gilt bereits überall ein Tempolimit.
Es gibt eine neue Gefahr im Straßenverkehr: Die Ablenkung am Steuer. Vor allem verursacht durch das Smartphone. Haben Sie das auch schon festgestellt?
Ganz neu ist die Ablenkungsgefahr durch das Smartphone ja nicht mehr. Gleichzeitig werden neu gebaute Autos immer sicherer und die künstliche Intelligenz kann durch Spurassistenten
und andere technische Neuerungen dabei helfen, mögliche Fahrfehler auszugleichen. Die Zahl der Verkehrstoten lag 2019 auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Das zeigt, dass unsere Straßen tendenziell sicherer werden.
Welches Auto fahren Sie zurzeit privat?
Wir fahren privat einen Audi Q3.
Vielen Dank für das Interview, Friedrich Merz.