Im Gespräch mit Armin Laschet, CDU Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Parteivorsitzender der CDU Deutschlands
Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen (CDU), im Interview mit Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V. Der Kanzlerkandidat der Union stellt sich in der neuesten Ausgabe des Mobil in Deutschland-Magazins (Ausgabe 02/2021) aktuellen Fragen rund um Mobilität, Auto und Verkehr.
Was bedeutet für Sie persönlich Mobilität?
Mobilität ist ungemein wichtig für mich. Ich lebe in Aachen, bin oft in der Landeshauptstadt Düsseldorf, in unserer Hauptstadt Berlin oder im ganzen Land unterwegs, um Menschen persönlich zu treffen. Diese persönlichen Kontakte sind elementar, um gute Politik zu machen. Das war und ist durch Corona natürlich eingeschränkt. Aber ohne Mobilität undenkbar.
Wie wichtig ist besonders heute die individuelle Mobilität und das Auto?
Mobilität ist ein Ausdruck individueller Freiheit. Für viele Menschen gerade auf dem Land wird das Auto unverzichtbar bleiben. Wir wollen die beste Infrastruktur für unser Land, das gilt für Straßen wie für Schienen. Attraktive Verkehrskonzepte zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine echte Verzahnung zwischen motorisiertem Individualverkehr und dem ÖPNV darstellen. Dafür werden wir zum Beispiel bestehende Park & Ride-Angebote weiterentwickeln und solargetriebene Lademöglichkeiten für PKW, E-Roller und E-Bikes integrieren.
Mögen Sie den Begriff „Verkehrswende“ und was verbinden Sie mit ihm?
Ehrlich gesagt denke ich bei Verkehrswende immer an eine 180-Grad-Wendung. Ich spreche lieber von einer Weiterentwicklung im Verkehrsbereich. Wenn aber jemand dies „Verkehrswende“ nennt, ist das in Ordnung. Wir haben gerade in Deutschland viele wichtige Verkehrsinnovationen hervorgebracht. Wir können stolz auf Erfindergeist und Innovationskraft sein. Unsere Produkte im Automobilsektor haben weltweit dazu beigetragen, dass die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ mit dem besten Design und den besten Fahreigenschaften verbunden ist. Darauf bauen wir auf, das entwickeln wir in Deutschland weiter, um bis 2045 als modernes Industrieland klimaneutral zu werden.
„ICH BIN GEGEN EIN STARRES TEMPOLIMIT.“
Welchen Stellenwert räumen Sie der Autoindustrie in diesem Land ein?
Unsere Automobilindustrie ist weltweit führend, auch bei der Erforschung und Entwicklung innovativer Technologien. Ich will, dass in Deutschland weiterhin die besten Autos der Welt produziert werden. Die deutschen Autobauer sind damit einerseits Aushängeschild im Ausland, andererseits großer Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber im Land. Mit unserer Automobilindustrie können wir auch eindrucksvoll zeigen, wie wir als klimaneutrales Industrieland die Mobilität zukunftsfähig machen.
„ICH WILL, DASS IN DEUTSCHLAND WEITERHIN DIE BESTEN AUTOS DER WELT PRODUZIERT WERDEN.“
Wie gelingt Klimaschutz im Verkehrssektor am besten? Welche Maßnahmen schlagen Sie vor?
Vor allem mit Innovationen. Wenn wir sehen, welche Chancen uns durch elektrische Antriebe, synthetische Kraftstoffe und etwa die Brennstoffzelle offenstehen, bin ich optimistisch. Dabei wollen wir den Verkehrssektor und die Forschung weiter unterstützen. Das bedeutet, dass wir neben der Technik auch die Infrastruktur in den Blick nehmen.
Derzeit wird über ein Verbrennerverbot ab 2025 oder 2030 gesprochen. Wie stehen Sie dazu?
Ich halte Technikverbote für den falschen Weg. In meinen Augen geht es nicht um die Technik, sondern um die Art, wie diese Technik betrieben wird. Wenn wir die richtigen Rahmenbedingungen schaffen und vernünftige Anreize setzen, werden sich emissionsarme Antriebe auch ohne Verbote durchsetzen. Das erleben wir schon heute.
Beim Klimaschutz gibt es durchaus vernünftige und innovative Ansätze – auch für Verbrenner. Was halten Sie von E-Fuels (synthetischen Kraftstoffen)?
Synthetische Kraftstoffe sind insbesondere dort wichtig, wo schnell dekarbonisiert werden muss und eine Elektrifizierung des Antriebs nicht möglich erscheint. In unserem Regierungsprogramm schlagen wir vor, die Flotte sowie Regierungsflüge des Bundes über Elektroantriebe oder über synthetische Kraftstoffe zu dekarbonisieren.
Sind Sie für oder gegen ein Tempolimit auf unseren Autobahnen und warum?
Ich bin gegen ein starres Tempolimit. Als Union setzen wir viel mehr auf smarte Verkehrssteuerung, die auch zu mehr Verkehrssicherheit beiträgt.
Wie sieht für Sie die Mobilität der Zukunft aus?
Mobilität der Zukunft muss vor allem zu den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen passen. Sie muss einfach, sicher, flexibel und komfortabel für Jung und Alt sein – auf dem Land, in der Stadt und auch für mobilitätseingeschränkte Personen. Dafür brauchen wir Offenheit und Begeisterung für Innovationen, wie z. B. das autonome Fahren.
Was war Ihr erstes Auto und welches Auto fahren Sie zurzeit?
Ein VW Käfer. Zur Zeit fahre ich den e.Go, ein Elektromobil von einem Aachener Start-Up.
Quelle: Mobil in Deutschland-Magazin, Ausgabe Sommer 2021, Interview mit Armin Laschet auf Seite 16-17. Foto: Laurence Chaperon, CDU