„Interview im Käfer“ mit Flughafen-Chef Dr. Michael Kerkloh
Es ist ein Interview der besonderen Art. Der Münchner Flughafenchef Dr. Michael Kerkloh, der jetzt nach mehr als 17 Jahren den Flughafen München verlässt und in Ruhestand geht, war zu Gast im VW-Käfer (Bj. 1967) des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V. Topaktuelle Fragen rund um das Thema Mobilität und Reisen, aber auch ganz persönliche Fragen stellte Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs, dem Spitzenmanager während der gemeinsamen Fahrt durch das Gelände des Flughafens München.
Hier ein kleiner Ausschnitt des Interviews mit Dr. Michael Kerkloh:
Haberland: Wie kamen Sie zur Luftfahrt? War das schon ein Kindheitstraum?
Kerkloh: Eigentlich war ich immer sehr Eisenbahn-affin und ein großer Bahn-Fan. Denn den Luftverkehr gab es in der Nähe sowieso nicht und stellte daher auch keine präsente Mobilitätsform für mich dar. Fliegen war Luxus und unerreichbar.
Haberland: Sie waren Chef an zwei Flughäfen: Hamburg und München. Helmut Schmidt oder Franz Josef Strauß: Für wen schlägt das Herz mehr?
Kerkloh: Das sind zwei komplett verschiedene Welten. Die beiden Städte unterscheiden sich schon allein von ihrer Mentalität und das spiegelt sich auch in den zwei Herren gut wider. Derjenige, der mehr Luftfahrt im Blut hatte, war natürlich Strauß. Auch das Airbus-Werk in Hamburg ist im Grunde genommen das Ergebnis
der Franz-Josef-Strauß-Politik. Am Ende sind aber natürlich beide Städte interessante Luftfahrtstandorte. Man könnte das auch so in den Fußball-Kontext übertragen: Hamburg wäre da die Bundesliga und München die Champions League.
Haberland: Wie schwer fällt es Ihnen jetzt, das Amt des Flughafen-Chefs los zulassen?
Kerkloh: Irgendwann muss man eben aufhören und dabei auch noch den richtigen Zeitpunkt finden, ohne ihn zu verpassen. Der Spannungsbogen geht zu Ende. Ich habe mich intensiv um das Thema „Dritte Startbahn“ gekümmert, sehe da aber leider keine kurzfristigen positiven Entwicklungen in der Politik. Ich denke, mein Werk ist daher hier getan und das Unternehmen gut aufgestellt. Mein Nachfolger ist ein top Typ, deshalb bin ich da ganz im Reinen mit mir.
Haberland: Der Flughafen soll bis zum Jahr 2030 CO2-neutral werden, als einziger Flughafen in Deutschland. Wie kann das gelingen?
Kerkloh: Klimaneutral sein heißt, unsere Energie aus nachhaltigen Rohstoffen zu beziehen. Da gibt es zwei Stufen. Die eine Stufe besagt, dass wir den ganzen Betrieb so effizient wie möglich mit nachhaltigen Rohstoffen befeuern und die zweite, die sich CO2-Zero nennt, besagt, die benötigte Energie selbst nachhaltig produzieren. Das ist eine Vision. Der Flughafen könnte sich beispielsweise ein Wasserkraftwerk für dieses Vorhaben anschaffen.
Haberland: Der Münchner Flughafen wurde in den letzten 14 Jahren zwölf Mal zum besten Flughafen Europas ausgezeichnet. Das ist mehr, als der FC Bayern in derselben Zeit Meisterschaften gewonnen hat. Wie fühlt sich das an?
Kerkloh: Da sind wir natürlich sehr stolz drauf. Wir haben allerdings auch einen großen Vorteil: Die Gnade der „späten Geburt“. Es ist leichter als „Greenfield-Airport“ zu performen, als die ganzen Aufwendungen der Instandhaltung aufbringen zu müssen. Ein wesentlich älterer Flughafen, wie der in Frankfurt zum Beispiel, vollbringt deshalb logistisch etwas Unglaubliches.
Haberland: Was können Sie Ihrem Nachfolger Jost Lammers mit auf den Weg geben?
Kerkloh: Lammers findet ein sehr gutes Unternehmen vor, das unheimlich viel kann und mit Wissen glänzt. Kommunikationsstärke ist wohl die wichtigste Eigenschaft in dem Job.