E-Fuel – 7 Dinge über E-Fuels, die Du wissen musst
7 Dinge über E-Fuels, die Du wissen musst. Im Zentrum des kommenden Jahrzehntes wird mobilitätsseitig in jedem Fall das Auto stehen. Muss es auch, wenn wir weiterhin an Wohlstand interessiert sind und in Bezug auf Technologie und Innovation nicht dauerhaft eine Zuschauer-Rolle einnehmen wollen.
Wir wollen hier die wichtigsten Fakten darstellen, die man über E-Fuel wissen sollte. Klar auf den Punkt gebracht und für diejenigen, die es treffen sollte: Menschen, die in Zukunft mobil sein wollen, an Deutschland als Technologieführer glauben.
Was kann ein Auto, das mit E-Fuel fährt?
Das wichtigste Argument gleich vorweg: Ein E-Fuel betriebenes Auto kann alles, was ein heutiges Auto auch kann. Das liegt schlicht daran, dass es eben genau das gleiche Auto ist und lediglich mit einem anderen Kraftstoff betankt wird. Heutige Autos sind bereits fast alle E-Fuel kompatibel. In den aktuellen Diskussionen wird stets vergessen, dass die sogenannte Usability von E-Fuel betriebenen Fahrzeugen unschlagbar ist, denn Autofahrer müssen sich in ihrem Verhalten in keiner Weise umstellen. Sie müssen keine Angst davor haben, bestimmte Distanzen wegen einer zu kleinen oder nicht vollständig geladenen Batterie zu erreichen. Stattdessen geschieht die Umstellung von heute auf morgen bzw. an der nächsten Zapfsäule. Die Infrastruktur ist so schnell umgestellt wie einst bei der Einführung von Super E-10 – praktisch über Nacht.
Wie hilft E-Fuel der Umwelt?
Aus Sonnen- oder Windenergie wird Wasserstoff erzeugt. Aus der Umgebungsluft wird schädliches CO2 entnommen und zusammen mit dem Wasserstoffgas in einen synthetischen Treibstoff gewandelt. Voila: E-Fuel! Die Energiedichte von E-Fuel ist dabei so hoch, dass sich im Gegensatz zur Batterie hohe Reichweiten spielend realisieren lassen. E-Fuel wird wie klassischer Kraftstoff im Fahrzeug verbrannt. Dabei entsteht kein CO2, welches nicht zuvor bei der Erzeugung von E-Fuel aus der Umgebung entnommen wurde. Folglich ist der Vorgang CO2-neutral. Da bei der Herstellung von E-Fahrzeugen deutlich mehr CO2 erzeugt wird als bei herkömmlichen Fahrzeugen, ist die Gesamtbilanz besser. Unabhängig davon sind die Umweltschäden, die bei der Batteriefertigung, u.a. bei der Förderung der entsprechenden Rohstoffe entstehen, sehr hoch.
Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Anschaffung eines Neufahrzeugs unabhängig von der Antriebsart immer einen erheblich schlechteren CO2-Abdruck hinterlässt als der möglichst lange Betrieb des bisherigen Fahrzeugs. Mal abgesehen davon, dass sich die wenigsten Familien in Deutschland, angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Gesamtentwicklungen in und nach der Coronakrise, bereit erklären werden, allein der Umwelt zuliebe einen Neuwagen anzuschaffen. Die Fahrzeuge, die wir mitten in der Mobilitätswende sehen werden, sind also genau jene Fahrzeuge, die bereits heute auf der Straße zu sehen sind. Trotzdem wäre mit dem Griff zur richtigen Zapfsäule das EU-Klimaziel praktisch schon heute erfüllbar.
Die Frustration der Klimaschützer und Umweltaktivisten ist angesichts des Dieselskandals verständlich. Entscheidend ist jedoch, was unserem Klima so schnell wie möglich hilft. Ein Prinzipienstreit, der anstatt auf Logik lediglich darauf beruht auch CO2-neutrale Verbrennungsmotoren zu stigmatisieren ist ein gefährlicher Weg. Ein Weg in eine Richtung, die Umweltschützer explizit vermeiden wollen. Es bedarf charakterlicher Stärke anstelle des eigenen Egos ideale Lösungen für die Umwelt in den Vordergrund zu stellen. Lösungen, bei denen nur ein einziger Schalter umgelegt werden muss, um das Klima spürbar zu entlasten.
Was muss in der Infrastruktur gemacht werden, damit wir mit E-Fuel fahren können?
Zunächst sollte erwähnt werden, dass E-Fuel eine sogenannte „Anschlusstechnologie“ ist. Genau wie beim Wasserstoff kann auf einen Großteil der heute bereits vorhandenen Infrastruktur gesetzt werden. Ebenso ist die Energieerzeugung von der Nutzung vollkommen unabhängig. Der Wandel bei E-Fuel geschieht unsichtbar, alles was wir benötigen ist praktisch schon da.
Zur Erzeugung von E-Fuel müssen Produktionsanlagen entwickelt und bereitgestellt werden. Idealerweise in unmittelbarer Nähe zur Stromerzeugung – also neben dem Windrad oder der PV-Anlage. Ein intelligenter Ansatz ist, die Produktion direkt in den sonnenreichen, nordafrikanischen Ländern (oder Südeuropa) zu belassen und erzeugten E-Fuel nach Europa auf herkömmlichem Wege zu importieren. Durch die sehr geringen Energiekosten im Ausland scheinen Preise für E-Fuel realisierbar zu sein, wie wir sie auch heute bei herkömmlichem Kraftstoff kennen. Die Verteilung im ganzen Land geschieht dann ebenso, wie bisher Benzin oder Diesel an die Tankstellen verteilt wird. Unspektakulär einfach, ohne Widerstände, ohne Diskussionsrunden, ohne eine Umstellung der Verbraucher.
Warum denken wir bei der Mobilitätswende nur an Teslas E-Auto und nicht an Technologien Made in Germany?
Schon mal aufgefallen, dass wir in Deutschland zur Batterietechnologie nicht in den vorderen Reihen sitzen? Wie viele Lager von seltenen Erden haben wir in Deutschland, um das Risiko eingehen zu können, vollkommen auf die Batterietechnologie zu setzen? In Zeiten von Lieferengpässen und platzenden, länderübergreifenden Ressourcen-Deals, sowie immer stärker eskalierendem Protektionismus sind das keine guten Vorzeichen. Unsere Ingenieurskunst beruht nicht auf den Fähigkeiten im Umgang mit Halbleitern, das sind die Asiaten. Unsere Stärken sind leider auch nicht im Bereich der Software und IT zu finden, hier spielen die USA in einer ganz anderen Liga. Unsere Stärken beruhen auf der Fähigkeit hochkomplexe, interdisziplinäre Gesamtsysteme und Maschinen zu entwickeln und auf einem nirgends sonst wo zu findenden Qualitätsniveau zu bauen. Im Moment versuchen wir auf den Spielfeldern der Asiaten und den USA unsere Spielfiguren zu platzieren – mit gebundenen Händen und ohne Kenntnis der jeweiligen Spielregeln. Macht es da nicht viel mehr Sinn auf Innovationen zu setzen, deren Spielbretter wir bereits auswendig kennen? U.a. mit E-Fuel hätten wir ein neues, altes Spielbrett wieder in unseren Händen. Und könnten unabhängig der anderen Spieler eigene Regeln definieren.
Wer hat Interesse daran, dass E-Fuel ein Erfolg wird? Und wer hat daran wenig Interesse?
Angesichts der öffentlichen Kritik muss man sich tatsächlich die Frage stellen, wer von einem Versagen der E-Fuel Technologien profitieren würde. Der Widerstand der Politik dürfte weitestgehend auf den Druck von Klimaaktivisten zurückzuführen sein, denn man möchte keine negativen Schlagzeilen heraufbeschwören. Das aktuelle Stimmungsbild ist Pro-Elektro, auch wenn eine Pro-CO2-Neutralität durchaus mehr Sinn machen würde. Es gibt keinen Grund die Klimawirkung außen vor zu lassen und lediglich darauf zu schauen, was bei einem einzelnen Fahrzeug hinten rauskommt – genau das ist aber die aktuelle Sichtweise der EU, wenn es um die bekannten Richtlinien geht. Logik sieht anders aus. Handeln im Sinne der Umwelt auch. Tesla wird es freuen, denn solange Demonstranten lautstark nach E-Fahrzeugen rufen, das öffentliche Meinungsbild geschickt in diese Richtung gelenkt wird, und man sich hierzulande in der Industrie nicht einig ist, wo die Reise hingehen soll, wird auch die Politik als Fahne im Wind die Richtung des geringsten Widerstandes beibehalten. Wer hat also Interesse am Erfolg von E-Fuel? Klare Antwort: Wir alle sollten daran Interesse haben, unsere Umwelt und unser Wohlstand.
Was kann passieren, wenn wir E-Fuel ebenso verschlafen?
Das zukünftige Szenario lässt sich schwer abschätzen. Dennoch besteht die Gefahr, dass wir zu sehr auf die E-Mobilität setzen und damit einmalige Chancen des Landes nach außen verschenken. Wir können davon ausgehen, dass der Einbruch der Automobilindustrie schnell von ausländischen Marken geschlossen werden wird. Zum einen Teil mit asiatischen, zum anderen Teil mit US-amerikanischen Fahrzeugen. Diese sind in Bezug auf die Connectivity, als auch in Bezug auf die Leistung des E-Antriebes bzw. der Batterie auf einem sehr hohen Niveau bei gleichzeitig günstigen Preisen. Ideale chinesische Wirtschaftsbedingungen und deutlich mutigere amerikanische Unternehmerstrategien begünstigen dies. Der Leitmarkt für E-Mobilität ist ohnehin längst China und nicht mehr Europa. Arbeitsplätze und Ingenieurswissen kann in hohem Maße verloren gehen. Spitzentechnologie wird abwandern. Das Land wird weitere Plätze in seiner technologischen Leistungsfähigkeit verlieren. Und am Ende des Tages werden wir es alle an unserem eigene Gehaltscheck am Monatsende sehen – unabhängig der Branche.
Ganz konkret, was muss der Reihe nach passieren, damit wir den Stein zum Rollen bringen wollen?
Zunächst: Wir brauchen keine Debatten – davon hat dieses Land genug. Wir brauchen keine theoretischen Studien und weitere Analysen. Was wir jetzt brauchen sind Macher. Macher, die mit schnellen Prototypen und einer agilen Herangehensweise Schritt für Schritt der Lösung näherkommen.