Die Zukunft des Verbrenners: EU öffnet endlich Hintertür zu E-Fuels
Am 14. Februar 2023 sorgte die Entscheidung des EU-Parlaments für ein Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 für einen Aufschrei bei Industrie, Wirtschaft, Gesellschaft und einigen politischen Parteien. Insbesondere die FDP kritisierte die Entscheidung scharf, während Bundesverkehrsminister Volker Wissing sogar mit einem Veto gegen das Verbot drohte. Auch andere EU-Länder wie Italien, Polen und Tschechien lehnten das Verbrenner-Aus ab. Am 28. März 2023 dann die Einigung. Die deutsche Bundesregierung und die EU haben einen Kompromiss gefunden: Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, die ausschließlich mit E-Fuels betankt werden, dürfen auch nach 2035 zugelassen werden. Schon lange haben Befürworter der synthetischen Kraftstoffe die Förderung und den Einsatz von E-Fuels gefordert, um klimafreundliche Mobilität zu gewährleisten und Fahrzeuge mit Verbrennermotor vor dem Aus zu bewahren. Ein Erfolg für die Technologieoffenheit!
Was genau sind E-Fuels und wie werden sie hergestellt?
E-Fuels oder auch synthetische Kraftstoffe sind alle Arten von Kraftstoffen, die mit Hilfe erneuerbarer Energien synthetisch hergestellt werden. Der Unterschied zu den konventionellen Kraftstoffen besteht darin, dass bei der Produktion keine endlichen Ressourcen verbraucht werden. Solange bei der Herstellung „grüne“ Energie, also Energie, die in unbegrenzten Mengen vorhanden ist – wie beispielsweise Sonnen- oder Windenergie – benutzt wird, sind diese Kraftstoffe in der Nutzung CO2-neutral. Vereinfacht erklärt wird für die Herstellung CO2 aus der Luft und Wasserstoff aus Wasser mit Hilfe von Strom zu einem flüssigförmigen Energieträger zusammengefügt. In den Raffinerien kann der Energieträger dann zu Benzin, Diesel, Kerosin und vielem mehr weiterverarbeitet werden. Durch die Bindung des CO2 während der Produktion ist der Kraftstoff klimanegativ. Bei der Verbrennung wird dann die gleiche Menge CO2 frei, wie bei der Herstellung gebunden wurde, und damit eine CO2-Neutralität erreicht. Der große Vorteil: E-Fuels haben ähnliche Eigenschaften wie fossile Kraftstoffe und können daher
ohne große Veränderungen in den bestehenden Infrastrukturen transportiert und von den gängigen Verbrennerfahrzeugen getankt werden.
Wie weit ist die Entwicklung aktuell?
Es gibt bereits einige Projekte und Initiativen, die den Einsatz von E-Fuels fördern. So hat beispielsweise das Mineralölunternehmen Aral im vergangenen Jahr angekündigt, bis 2030 eine Million Tonnen E-Fuels pro Jahr produzieren zu wollen. Ein großer Verfechter ist darüberhinaus auch Porsche und Siemens Energy, die das Projekt „E-Fuel 100“ vorantreiben. Auch die Bundesregierung hat die Wichtigkeit von E-Fuels erkannt und in den Koalitionsvertrag aufgenommen. 2020 wurde die Nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet, die auch die Produktion und Anwendung von E-Fuels fördert. Insgesamt stehen für die Umsetzung der Wasserstoffstrategie bis 2023 rund 7 Milliarden Euro zur Verfügung.
Konkrete Pläne der Ampel-Regierung, E-Fuels in Deutschland einzuführen und ihre Anwendung im Verkehrssektor zu fördern, sind ebenfalls vorhanden. E-Fuels sollen fossile Kraftstoffe langfristig ersetzen und bis 2050 CO2-neutral werden. Ab 2025 beginnt die Beimischung von E-Fuels sehr gering und soll bis 2050 bei 100 Prozent liegen. Eine neue Fahrzeugkategorie, die nur mit E-Fuels betrieben werden kann, soll bis Herbst 2024 geschaffen werden.
Die Herstellung von E-Fuels ist derzeit allerdings noch teuer und aufwendig, aber die fallenden Produktionskosten für erneuerbare Energien und eine hochskalierbare Massenproduktion könnten dazu beitragen, die Kosten für E-Fuels zu senken. Prognosen gehen davon aus, dass der Preis für einen Liter E-Benzin im Jahr 2050 inklusive Steuern zwischen 1,45 und 2,24 Euro liegen wird.
Auch auf europäischer Ebene gibt es Bestrebungen, E-Fuels zu fördern. Der saudi-arabische Öl- und Gasgigant Aramco veranstaltete vom 17. bis 19. März 2023 exklusiv Testfahrten mit selbst hergestellten E-Fuels auf den Aramco Synthetic Fuel Track Days in Le Mans in Frankreich. Pierre Olivier Calendini, der Leiter des Fuel Research Center von Aramco in Paris, gab dabei bekannt, dass Aramco die Produktion von E-Fuels schon ab 2025 in Spanien und Saudi-Arabien startet.
Die aktuellen, schnellen Entwicklungen zeigen ganz klar, dass E-Fuels nicht nur eine reine Zukunftsvision, sondern bereits Realität sind. Es bleibt abzuwarten, wie schnell und umfassend sich diese Technologie durchsetzen wird, aber das Engagement von Industrie, Wirtschaft und Politik macht deutlich, dass CO2-neutral Kraftstoffe eine wichtige Rolle in der zukünftigen Mobilität spielen werden.
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