Deutschlands Städtevergleich Automobil 2013
Jede Stadt hat so sein ganz persönliches Highlight. Doch wie ist der Alltag in den deutschen Städten? Wie gut kommen ihre Bewohner von A nach B? Wie sehr sind sie genervt von Stau oder unsinnigen Geschwindigkeitskontrollen? Wird der Individualverkehr gefördert oder behindert? Mobil in Deutschland e.V., Deutschlands junger Automobilclub, hat seinen zweiten Städtevergleich aufgestellt. Anhand zahlreicher Kriterien und mithilfe vieler freundlicher Mitarbeiter in den städtischen Behörden hat der junge Automobilclub herausgefunden: Jede Stadt tickt in Sachen Mobilität anders.
Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Bremen und Dortmund haben wir miteinander verglichen. Und wir haben ihnen je nach Autofreundlichkeit Schulnoten gegeben: eine 1 ist die Top-Wertung, während man sich bei einer 5 oder 6 nach einem Nachhilfelehrer umsehen sollte.
Um einen ersten Eindruck von den Städten zu bekommen, haben wir deren Fläche sowie Einwohnerzahl aufgeführt.
Das erste bewertete Kriterium lautet „Fahrzeuge pro Einwohner“. Dabei haben wir die insgesamt zugelassenen PKW im Jahr 2011 durch die Zahl der Einwohner geteilt und uns die Frage gestellt: Wie viele Autos kommen auf einen Einwohner? Düsseldorf und Köln sind hier Spitzenreiter, gefolgt von München und Stuttgart. Dortmund und Frankfurt bekamen in dieser Kategorie „Note 3“, Bremen und Hamburg „Note 4“. Berlin rangiert auf dem letzten Platz, hat demnach die geringste Autodichte.
Mit der Kategorie „Straßenmeter pro PKW“ wollten wir ein Kriterium finden, das uns zeigt, wie viel Platz auf den Straßen für jedes einzelne Auto ist. Heißt: Kann man sich überhaupt noch einigermaßen ungehindert fortbewegen oder treten sich die Vehikel gegenseitig „auf die Zehen“? Errechnet haben wir dieses Kriterium aus der Anzahl der Straßen-Kilometer pro Stadt und der Zahl der zugelassenen PKW im Jahr 2011. Das Ergebnis: Die meisten Straßenmeter pro PKW bieten Bremen und Dortmund. An zweiter Stelle rangieren Stuttgart, Hamburg und Köln. Mit „Note 3“ bewerteten wir hier Berlin, München und Frankfurt. Die wenigsten Straßenmeter pro PKW hat Düsseldorf zur Verfügung.
Die nächste Kategorie lautet „Anzahl feste Blitzer“. Hier haben wir mithilfe der Polizeidienststellen die festinstallierten Geschwindigkeitskontrollen numerisch aufgelistet und auf 100.000 PKW bezogen. Am allermiesesten schneidet hier Stuttgart ab, dicht gefolgt von München. Auch Köln weist viele festinstallierte Geschwindigkeitskontrollen auf. Im mittleren Feld reihen sich in dieser Kategorie Hamburg, Frankfurt, Bremen und Dortmund
aneinander. Düsseldorf und vor allem Berlin dagegen scheinen eine vernünftige Einstellung zum Thema Geschwindigkeitskontrolle zu haben. Das Thema unkontrollierte Radarüberwachung ärgert „Mobil in Deutschland“ seit Jahren. Denn immer wieder weisen wir mit unserem Blitzatlas erfolgreich nach, dass es beim Aufstellen von Radarfallen ganz oft nicht um die Sicherheit, sondern meist nur um das Auffüllen der Stadtkassen geht. Denn: Meist werden Radarfallen dort montiert, wo breite, übersichtliche Straßen geradezu dazu verleiten, etwas mehr Gas zu geben. Haupt-Unfallstraßen dagegen stehen nur in seltenen Fällen in Korrelation zu Haupt-Blitzstraßen.
Als nächstes wollten wir wissen: Wie lange ist der durchschnittlich auf 24 Stunden und 7 Tage die Woche gerechnete Stau in unseren Städten bezogen auf die Straßennetzlänge? TomTom – der Anbieter von Navigationsgeräten – hat uns hier die Daten erhoben. Und die Liste zeigt: Es gibt hier eklatante Unterschiede in den großen deutschen Städten. Starke Nerven etwa brauchen Autofahrer in Köln und Frankfurt. Denn sie stehen besonders lange im Stau. Auch in Stuttgart stockt der Verkehr regelmäßig. Durchschnittlich eher zähflüssig bewegen sich die Bewohner von Düsseldorf, Bremen und München durch ihr Straßennetz. Weitaus besser voran kommen dagegen die Einwohner von Hamburg und vor allem Berlin.
Thema Umweltzone: Mobil in Deutschland kritisiert schon lange das Umweltzonen-Chaos, plädiert für eine bundesweit einheitliche Regelung oder idealerweise gleich deren generelle Abschaffung. Denn: Sauberer hat keine Umweltzone die Luft in den Städten gemacht. Hamburg ist die einzige Großstadt, die das erkannt hat und deshalb gar nicht erst eine Umweltzone eingeführt hat. Hierfür gibt es eine klare Top-Note. Andere Städte dagegen haben nach Stufe 1 (da durften noch PKW mit roter, gelber und grüner Plakette in die Innenstadt hinein; Dortmund ist die einzige Stadt im Städtevergleich, die an dieser großzügigen Regelung noch festhält) mittlerweile bis Stufe 3 (so geschehen in Berlin, München, Frankfurt, Stuttgart und Bremen) aufgerüstet (hier ist nur noch die grüne Plakette erlaubt).
Gleichzeitig zur Auflistung der Stufen hat uns an dieser Stelle auch noch interessiert, wie groß die Umweltzonen in den deutschen Städten sind. Komplett gefloppt hat in dieser Kategorie Stuttgart, da die gesamte Stadt als Umweltzone ausgewiesen ist. Note 6. Ob das mit dem grünen OB zusammen hängt? Ziemlich mies schneiden auch Frankfurt und Dortmund ab. „Note 3“ erhält in dieser Kategorie Köln. Berlin, München und Düsseldorf werden mit einer 2 ausgezeichnet. Den kleinsten Bruchteil der Stadt dagegen weist Bremen als Umweltzone aus. Hamburg mit gar keiner Umweltzone glänzt erneut mit „Note 1“.
Viel sinnvoller als eine Umweltzone findet Mobil in Deutschland einen Autobahnring rund um eine Stadt. Denn er entlastet eine Innenstadt vom LKW- und Transitverkehr, schenkt den Bewohnern weniger Staus, weniger Unfälle und frischere Luft. Anhand des Kriteriums „Gibt es in der Stadt einen Autobahnring oder einen inneren Ring?“ können wir aufzeigen, dass Hamburg und Stuttgart hier noch dringend Nachhilfe leisten müssen. Bremen kassiert ein „ausreichend“, Dortmund ein „befriedigend“, München und Köln werden mit „gut“ benotet. Berlin, Frankfurt und Düsseldorf glänzen in dieser Kategorie mit einer glatten „Eins“.
Zur Mobilität einer Stadt gehören auch die Taxis. Doch wie lange muss man warten, bis ein freies Taxi um die Ecke biegt. Hier suchten wir mit der Kategorie „Wie viele Taxis gibt es bezogen auf die Einwohner einer Stadt?“ Antworten. Laut unseres Städtevergleichs sind die Städte Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und Düsseldorf gut mit Taxis bestückt. Ziemlich mau schaut es dagegen in Dortmund mit der Anzahl der Taxis aus. Im unteren Sektor bewegen sich hier auch die Städte Stuttgart und Bremen sowie Köln.
Autofreundlich ist unserer Meinung nach auch eine große Auswahl an Tankstellen. Bezogen auf 100.000 PKW punkten hier Bremen und Hamburg. „Note 3“ erhalten Dortmund und Stuttgart sowie Berlin und München. In Köln, Frankfurt und Düsseldorf gibt es bezogen auf die PKW-Zahl die wenigsten Tankstellen.
Und zu guter Letzt wollten wir, jahreszeitenbedingt, auch noch wissen, wie viele Winter-Räumfahrzeuge eine Stadt in der kalten Jahreszeit bereithält. Dieses Kriterium haben wir mit der Frage „Anzahl der Räumfahrzeuge bezogen auf die Straßenlänge“ erhoben. Seine Nase ganz weit vorne hat hier der „Winterprofi“ München. Frankfurt rangiert im Mittelfeld. Eher mau schaut es in Sachen Winterdienst in Düsseldorf und Berlin aus. Ziemlich traurig schlittert man in Hamburg, Stuttgart, Bremen und Dortmund durch den Winter. Hier sind die wenigsten Räumfahrzeuge unterwegs.
So viele unterschiedliche Kriterien, so viele unterschiedliche Einblicke in verkehrsinteressante Bereiche. Doch was sagt uns der große Städtevergleich bei diesem Mal?
Dr. Michael Haberland, Präsident von Mobil in Deutschland zu den Ergebnissen: „Man möchte es kaum glauben, aber Berlin ist durchaus verkehrsfreundlich. Berlin ist die autofreundlichste Stadt unseres Vergleichs. München und Düsseldorf dürfen sich über Platz 2 freuen. Auf Platz 3 landet Hamburg. Die weiteren Ränge werden von Bremen, Köln, Frankfurt und Dortmund belegt. Letzter und damit die autounfreundlichste Stadt in unserem Vergleich wurde Stuttgart.“
Mobil in Deutschland e.V. gratuliert den Siegern des Städtevergleichs. Denn: Gute Mobilität ist das Rückgrat einer funktionierenden Wirtschaft, schafft Arbeitsplätze und fördert somit die Zufriedenheit seiner Bewohner. Ganz unabhängig von Biergärten, Flussebenen und Shoppingstraßen.