Erster Städte-Stau-Check: Chaos in Stuttgart, München ok, Bremen freundlich
Das Auto ist eines der Themen im Wahlkampf. Kein Tag, an dem es nicht um die Maut von Seehofer und Merkels „Nein“ dazu geht. Das Auto ist und bleibt Verkehrsmittel Nr. 1 der Deutschen und das nicht nur zur IAA in Frankfurt, wo es besonders in den Fokus rückt. Wo aber behandelt man Autofahrer gut und wo mutet man ihnen besonders viel zu? Wo schafft man Infrastruktur, fördert den Verkehrsfluss und wo betreibt man schikanöse Mängelverwaltung und lässt Autofahrer im Stau stehen?
Wir von Mobil in Deutschland e.V., Deutschlands jungen Automobilclub, wollten es wieder einmal genau wissen und haben recherchiert. Wo stehen die deutschen Autofahrer am meisten im Stau?
Wir haben uns 8 große deutsche Städte angesehen: Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf und Bremen haben wir miteinander verglichen. Möglich macht diesen Vergleich umfangreiches Datenmaterial des Navigationsgeräteherstellers TomTom, der sogenannte Congestion Index aus 2012. Insgesamt wurde die Verkehrsbelastung in 161 Städten weltweit gemessen. 8 davon haben wir für unseren deutschen STÄDTE-STAU-CHECK verwendet und ausgewertet.
In welcher Stadt stehe ich am längsten im Stau? An welchen Wochentagen stockt der Verkehr am häufigsten? Wie viel Wartezeit kostet mich die Rush-Hour? Auf all diese Fragen gibt der Stau-Index Auskunft. Er ist ein weltweit äußerst genaues Barometer für Verkehrsbelastung im städtischen Raum, da er Fahrtzeiten auswertet, die auch wirklich von Fahrzeugen im gesamten Straßennetz erzielt wurden. Möglich macht das die Verkehrsdatenbank von TomTom, die mehr als sechs Trillionen Messungen gespeichert hat und zu der täglich mehr als fünf Milliarden hinzukommen.
Erfreulich sind die Zahlen für die deutschen Städte nicht. Stau in Deutschland wird mehr statt weniger. Die Maßnahmen, die ergriffen werden, sind oft nicht durchdacht oder falsch. Statt Infrastruktur zu gestalten, wird lieber versucht, den Mangel zu verwalten. Im Detail sind folgende Ergebnisse in unseren 8 Städten erzielt worden:
DIE DEUTSCHEN TOP-STAUSTÄDTE
1. Stuttgart 33% – NOTE 6
2. Hamburg 32% – NOTE 5
3. Berlin 28% – NOTE 4
4. Köln 26% – NOTE 4
5. München 24% – NOTE 3
6. Frankfurt am Main 22% – NOTE 3
7. Düsseldorf 18% – NOTE 2
8. Bremen 17% – NOTE 2
Dieses Ranking listet auf, dass die Fahrtzeit in Stuttgart im Durchschnitt verkehrsbedingt um 33% länger ist, als wenn der Verkehr ungehindert fließen kann. In Hamburg um 32%, in Berlin um 28% usw. Werfen wir einen genaueren Blick auf die einzelnen Städte und Ballungsgebiete:
STUTTGART – 33%: Die schlimmsten Stautage und Stauzeiten sind in Stuttgart der Dienstag Abend und Donnerstag Morgen. Der Montag Morgen dagegen ist in Stuttgart vergleichsweise stauarm. Fährt man während der Rush-Hour, braucht man für die gleiche Strecke 38 Minuten länger. Und aufs Jahr gerechnet, muss ein Berufspendler, der einen 30-minütigen Anfahrtsweg hat, mit insgesamt 89 Stunden Verzögerung rechnen. NOTE 6
HAMBURG – 32%: Am längsten steht man in Hamburg am Montag Morgen und Freitag Abend im Stau. Am zügigsten geht es am Montag Abend und Freitag Morgen voran. Während der Rush-Hour braucht man hier 31 Minuten länger. Und aufs Jahr gerechnet, muss ein Berufspendler mit 78 Stunden Verzögerung rechnen. NOTE 5
BERLIN – 28%: Am Donnerstag Abend und Montag Morgen staut es sich in Berlin am meisten. Am Montag Abend und Freitag Morgen dagegen sind die Straßen relativ frei. Zu Rush-Hour-Zeiten muss man 27 Minuten länger einplanen und ein Berufspendler steht hier 71 Stunden im Stau. NOTE 4
KÖLN – 26%: Die Haupt-Stauphasen sind hier der Freitag Abend und Montag Morgen. Am Montag Abend und Freitag Morgen dagegen fließt der Verkehr. 30 Minuten dauert die Fahrt zu Rushhour-Zeiten länger. 76 Stunden Verzögerung fallen pro Jahr für einen Berufspendler an. NOTE 4
MÜNCHEN – 24%: In München steht man am Donnerstag Abend und Dienstag Morgen am häufigsten im Stau. Am zügigsten kommt man dagegen am Freitag Morgen und Freitag Abend voran. Ist man während der Rush-Hour unterwegs, braucht man 27 Minuten länger. Und aufs Jahr gerechnet, muss ein Berufspendler mit 71 Stunden Verzögerung rechnen. NOTE 3
FRANKFURT a.M. – 22%: Die schlimmsten Stautage sind hier der Donnerstag Abend und Dienstag Morgen. Die besten Fahrzeiten dagegen sind der Montag Abend und Freitag Morgen. 26 Minuten länger braucht man hier in der Rushhour. Berufspendler müssen rund 69 Stunden Verzögerung pro Jahr miteinplanen. NOTE 3
DÜSSELDORF – 18%: Die meiste Geduld braucht man hier am Mittwoch Abend und Montag Morgen. Am besten geht’s dagegen am Freitag Morgen und am Montag Abend vorwärts. 21 Minuten Wartezeit muss man während der Rushhour einplanen. Berufspendler kommen pro Jahr auf 59 Stunden Verzögerung. NOTE 2
BREMEN – 17%: Am Dienstag Abend und Donnerstag Morgen sind hier die Straßen am häufigsten verstopft. Am Freitag Morgen und Abend dagegen fließt der Verkehr. 17 Minuten beträgt die durchschnittliche Wartezeit während der Rushhour. Berufspendler vergeuden pro Jahr insgesamt 50 Stunden im Verkehr. NOTE 2
Die Note 1 haben wir nie vergeben. Das gäbe es nur bei 15% und weniger. Allerdings haben wir durch-aus zügigen Verkehr wie in Bremen und Düsseldorf mit GUT bewertet. Schlusslicht unseres Städte-Stau-Checks ist Stuttgart – NOTE 6. Die Schwaben haben schon 2012 in unserem umfangreichen Städte-Verkehrs-Atlas am schlechtesten abgeschnitten (die meisten Blitzer, keinen Autobahnring, die unflexibelste Umweltzone, jetzt bald Citymaut….). Der Stau-Check ist ein weiterer Beleg dafür, dass man hier wenig von Verkehrspolitik versteht. Mit Mangelverwaltung und einer Forderungen 20% der Autofahrer durch Radfahrer zu ersetzen, ist auch keine Mobilität zu erreichen. Das ist autofeindliche Verkehrspolitik in Reinkultur eines grünen Ministerpräsidenten und grünen Oberbürgermeisters. Für die nächsten Jahre ist hier also keine Besserung in Sicht. Die Stuttgarter dürfen Sich auf noch mehr Chaos gefasst machen.
Auch Hamburg schneidet hier äußerst schlecht ab. Auch hier fehlt ebenfalls ein Autobahnring, der Verkehre bündeln kann. Berlin und Köln rangieren im Mittelfeld, in München und Frankfurt wird es bereits freundlicher. Die Gewinner in unserem Test sind Düsseldorf und Bremen. Beide mit der NOTE GUT.
Bei den schlechten Ergebnissen für die deutschen Städte und den langen Stauzeiten, die Autofahrer ertragen müssen, ist es nur ein schwacher Trost, dass es woanders noch schlechter geht. Im Ausland nämlich ist die Verkehrsbelastung in manchen Städten noch heftiger. Trauriger Spitzenreiter ist Moskau: Hier ist die Fahrzeit verkehrsbedingt um 66% länger, die Verzögerung in der abendlichen Rush-Hour beträgt sogar 138%. Istanbul, Warschau, Marseille und Palermo „glänzen“ mit ähnlichen Rekordzahlen. Bringen Sie also viel Geduld mit, wenn Sie demnächst in eine dieser Städte mit dem Auto fahren sollten.