Annegret Kramp-Karrenbauer und Volker Bouffier im Gespräch mit Mobil in Deutschland
Dieses Mal standen uns Annegret Kramp-Karrenbauer und Volker Bouffier in unserem Magazin dem Automobilclub Mobil in Deutschland Rede und Antwort.
Wir sind der Meinung: Autofahren in Deutschland muss bezahlbar bleiben. Teilen Sie unsere Meinung? Und wie könnte man diese Forderung in die Tat umsetzen?
Annegret Kramp-Karrenbauer: Mobilität für alle ist eine der großen Errungenschaften der modernen Zeit. Das Auto gibt uns dazu viele Möglichkeiten. Gerade in einem Flächenland wie dem Saarland mit vielen Berufspendlern muss das Autofahren für die große Mehrheit der Menschen bezahlbar bleiben. Es darf nicht zu einem Luxusgut für Wenige werden. Darauf müssen wir als verantwortliche Politiker immer wieder hinweisen und – soweit es uns möglich ist – dies auch durchsetzen.
Deutsche Autos erfreuen sich auf der ganzen Welt großer Beliebtheit. Noch immer gilt „Made in Germany“ als Garant für Qualität. Die Autoindustrie also als Garant für Wachstum und Wirtschaft in unserem Land?
Annegret Kramp-Karrenbauer: Für das Saarland gilt das auf jeden Fall! Das Saarland ist mittlerweile zu einem Automobilland geworden. Fast 50 000 Menschen sind in Betrieben rund um den Fahrzeugbau beschäftigt und tragen dafür Sorge, dass in über 200 Unternehmen ein Gesamtumsatz von zehn Milliarden Euro erwirtschaftet wird. Somit gehören wir zu den größten Automobilzulieferstandorten in Europa. Das Saarland ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor der Branche und genießt auch durch Pionierleistungen in der Forschung weltweite Anerkennung.
Volker Bouffier: Das gilt auch für Hessen. Rund 48.000 Beschäftigte sind in der hessischen Automobilindustrie tätig, viele weitere Tausend bei Zulieferern. Gemessen an der Zahl der Beschäftigten steht die Automobilindustrie bei uns an erster Stelle im verarbeitenden Gewerbe.
„Autobahn-tested“ ist dabei mit ein Qualitätssiegel. Wie lange wird es das noch geben? Was halten Sie von einem generellen Tempolimit auf deutschen Autobahnen ?
Annegret Kramp-Karrenbauer: Ich benutze relativ häufig französische Autobahnen, die ja bekanntermaßen ein generelles Tempolimit haben. Und ich muss sagen, das ist ein sehr entspanntes Fahren. De facto haben wir ja auch jetzt schon kaum noch unregulierte Abschnitte auf deutschen Autobahnen.
Volker Bouffier: Wir haben in Deutschland sehr sichere Straßen, und die Autobahnen sind die sichersten. Statt einem generellen Tempolimit halte ich Verkehrsbeeinflussungsanlagen für sinnvoller, mit denen Geschwindigkeitsbeschränkungen an die Verkehrslage angepasst werden können. Darauf setzen wir in Hessen.
Warum ist Deutschland in Ihren Augen eine Autofahrer-Nation? Und was sollte man tun, um diesen wichtigen Wirtschaftsfaktor am Leben zu halten?
Volker Bouffier: Die Erfolgsgeschichte des Autos beginnt in Deutschland mit Carl Benz und seinem Verbrennungsmotor. Unsere Unternehmen können sich im weltweiten Wettbewerb nur mit Qualität, Hochtechnologie und Innovationskraft behaupten. Essentiell dafür ist auch die künftige Fachkräftesicherung – ein Schwerpunktthema unserer Landesregierung.
Unsere Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel, spricht sich gegen eine Autobahnmaut in Deutschland aus. Was ist Ihre Meinung dazu?
Volker Bouffier: Deutsche Autofahrer zahlen über die Benzin- und Kfz-Steuer bereits 42 Milliarden Euro jährlich und sollten nicht zusätzlich belastet werden. Eine Maut kann sinnvoll sein, wenn die deutschen Autofahrer nicht zusätzlich belastet werden und die Einnahmen zweckgebunden verwendet werden, um die Verkehrsinfrastruktur leistungsfähig zu halten. Denkbar ist beispielsweise eine Entlastung über die Kfz- oder Mineralölsteuer.
Wir sagen: Konjunktur braucht Infrastruktur. Welche deutschen Verkehrsprojekte müssen schnellstens umgesetzt werden?
Volker Bouffier: An Hessen führt kein Weg vorbei. Dies lässt sich auch an der überdurchschnittlichen Beanspruchung und Abnutzung seiner Verkehrswege ablesen. Für uns sind die Lückenschlüsse der A 49 und A 44 besonders wichtig.
Wie wichtig werden Elektromobilität und innovative Antriebe in den nächsten Jahren für Menschen in Deutschland ?
Annegret Kramp-Karrenbauer: Enorm wichtig, gerade in der Stadt, aber auch in bestimmten Bereichen wie etwa dem Tourismus. Immer mehr Tourismusregionen setzen schon heute erfolgreich auf Elektrofahrräder, die sogenannten Pedelecs. Das Saarland gehört hier zu den Vorreitern. Elektrofahrräder zeigen, wie cool es ist, elektrisch mobil zu sein und sich gleichzeitig fit zu halten, schließlich werden wir ja immer älter. Von den so gemachten Erfahrungen wird auch die Elektromobilität auf vier Rädern profitieren. Da bin ich mir sicher.
Volker Bouffier: Der Einsatz von Elektrofahrzeugen ist bereits heute unter Alltagsbedingungen möglich und wird in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen. Elektromobilität bedeutet weniger Abgase und Lärm. Die Landesverwaltung geht hier mit gutem Beispiel voran, denn unser Fuhrpark wird zunehmend auf Elektrofahrzeuge umgestellt.
Eine Million E-Fahrzeuge bis 2020. Das ist noch ein ganz weiter Weg. Ist das wirklich realistisch?
Annegret Kramp-Karrenbauer: Es ist machbar, aber es erfordert eine größtmögliche Anstrengung. Es gibt viele Innovationen, die sich am Anfang nur ganz langsam durchsetzten, denken Sie an die Photovoltaik oder an Handys. So eine Entwicklung ist auch bei der Elektromobilität denkbar. Deshalb sollten wir das Ziel nicht vorschnell aufgeben. Wir haben übrigens gerade im Saarland ein landesweites Projekt gestartet, bei dem man Elektroautos mieten kann, und zwar als sinnvolle Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr.
Worüber haben Sie sich zuletzt unterwegs auf deutschen Straßen geärgert?
Annegret Kramp-Karrenbauer: Über mich selbst.
Volker Bouffier: Über rücksichtslose Autofahrer.
Worüber gefreut ?
Annegret Kramp-Karrenbauer: Im Saarland über eine sinkende Zahl von Verkehrsopfern.
Volker Bouffier: Über höfliche Autofahrer.
Welches war Ihr erstes Auto ? Und was für eine Erinnerung verbinden Sie damit?
Annegret Kramp-Karrenbauer: VW Polo. Das bedeutete für mich damals Unabhängigkeit, aber auch Mucken und Macken.
Volker Bouffier: Mein erstes eigenes Auto war ein gebrauchter BMW 1600. Ich habe ihn mir gekauft, als ich mein 1. juristisches Staatsexamen bestanden hatte und als Referendar mir ein eigenes Auto leisten konnte. Ich war sehr stolz auf mein Auto, und es hat mir viel Freude gemacht.