Achtung Autofahrer! Die Jagd auf Raser geht in die nächste Runde – Kritik am 2. europaweiten Blitzmarathon
Bitte recht freundlich! Am morgigen Donnerstag, den 21. April 2016 von 6:00 bis 22:00 Uhr findet der zweite europaweite Blitzmarathon statt und stellt damit erneut alle Autofahrer gleichermaßen unter Generalverdacht. Alles im Dienste der Sicherheit? Weit gefehlt…Die Blitz-Offensive wird schon seit Jahren wegen zu hohem Personaleinsatz und fehlender Nachhaltigkeit heftig kritisiert.
Erst waren es einige Bundesländer, dann die ganze Republik und jetzt sind es über 20 europäische Länder, die sich der Tempo-Großaktion angeschlossen haben. Mehrere Tausend Polizisten sind morgen an verschiedenen Stellen im Dauereinsatz, um verstärkt
Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen. Ob mobile oder feste Radarfallen, Verkehrskontrollen oder Laserpistolen: Es sollen möglichst viele Autofahrer kontrolliert werden. Laut Polizei und Politik geht es dabei ausschließlich um die Erhöhung der Verkehrssicherheit und Reduzierung von Unfällen aufgrund überhöhter Geschwindigkeiten. Die dadurch entstehenden Geldeinnahmen in Millionenhöhe spielen dabei natürlich keine Rolle und werden nur als „positiver Nebeneffekt“ gesehen.
Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V., kritisiert bereits seit Gründung des Vereins in 1992 die Abzocke der deutschen Autofahrer durch Radarkontrollen: „Der Blitzmarathon ist eine fragwürdige Show, die unter dem Vorwand der Verkehrssicherheit für millionenhohe Geldeinnahmen sorgt und zudem einen enormen Personaleinsatz verursacht.“
Radarkontrollen sollen aber nicht gänzlich verneint werden. Der Schwerpunkt der Kontrollen sollte aber besonders mit Rücksicht auf die „Schwächeren“ der Gesellschaft gewählt werden. So sieht es auch die Straßenverkehrsordnung. Dort heißt es in §3 (2a): „Wer ein Fahrzeug führt, muss sich gegenüber Kindern, hilfsbedürftigen und älteren Menschen, insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft, so verhalten, dass eine Gefährdung dieser Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist.“
„Geblitzt werden muss vor allem an unfallträchtigen und gefährlichen Straßen und wie schon von der StVO §3 (2a) beabsichtigt vor Kindergärten, Krankenhäusern, Altenheimen oder Schulen. Dort sind Kontrollen absolut notwendig und sinnvoll. Wenn Blitzer allerdings an hochfrequentierten Ein- und Ausfallstraßen installiert werden und das einen ganzen Tag lang im Großteil des Landes, dann kann man hier durchaus von Abzocke der Autofahrer sprechen.“, so Haberland weiter, „90% der Autofahrer in Deutschland haben für diese Form von Radarkontrollen kein Verständnis.“
Auch der hohe Personaleinsatz, der für die Durchführung der 16-stündigen Tempo-Großaktion notwendig ist, ist äußerst strittig. Erst im Herbst wurde der Blitzmarathon wegen der Flüchtlingskrise abgesagt, da man die Einsatzkräfte an anderen Stellen dringender brauchte. Doch auch heute ist die Belastungsgrenze der Polizei vielerorts weiterhin überschritten. Nicht zuletzt zeigte sich dies in der Silvesternacht in Köln oder Hamburg. Beim morgigen Blitzmarathon werden nun wieder tausende Polizisten eingesetzt, um Autofahrern auf deutschen Straßen den Garaus zu machen. Der „Freund und Helfer“ fehlt also an den Stellen, wo man ihn eigentlich dringender braucht. Ob der hohe Personaleinsatz zudem den gewünschten „Umdenkungseffekt“ und die angepriesene Nachhaltigkeit bringt, ist äußerst fraglich.
„Geschwindigkeitskontrollen sind an den richtigen Stellen sinnvoll und wichtig, allerdings bezweifeln wir, dass ein Tag der Totalüberwachung das Bewusstsein der allbekannten Raser nachhaltig verändern wird. Viel mehr fühlen sich die deutschen Autofahrer zunehmend bevormundet.“, erklärt Dr. Michael Haberland, „Es geht beim Blitzmarathon schon lange nicht mehr nur um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und das wissen auch die Autofahrer sehr genau.“