Ennstal-Classic
Da dachten wir immer, wir seien in die Jahre gekommen. Doch das Wochenende bei der Ennstal-Classic Tallye hat unsere Altersphobie zurechtgerückt. Denn: Umso älter, umso besser. Dieser Grundsatz gilt nicht nur beim Wein, sondern auch bei den Autos. Immerhin gibt es das beste Stück menschlicher Mobilität jetzt schon 125 Jahre.
Wer diese Generation von Fahrzeugen sehen, erleben oder sogar einmal fahren möchte, der ist am besten auf einer Rallye aufgehoben. Ein besonderer Klassiker ist dabei die Ennstal-Classic, die im nächsten Jahr bereits 20 Jahre alt wird und unter Kennern als eine der Schönsten gilt. Mercedes, Ferrari, Porsche, Citroën, Aston Martin, Bentley oder Alfa Romeo – hier sind sie alle vertreten. In jedem Jahrgang. Und im Mittelpunkt stehen die, die die meisten Jährchen auf dem Buckel haben. Beeindruckend auch: Über 90 % der Automarken vor Ort sind europäisch. Amerikaner und Japaner geben nur ein Gastspiel. Diese Mischung spiegelt sich auch unter den Fahrern wider. Die meisten Teilnehmer kommen aus Deutschland, Österreich, Italien und England. Insgesamt 225 Fahrer zählte die
Ennstal-Classic in diesem Jahr, alle mit traumhaften Fahrzeugen. Ein Highlight brummt vor dem nächsten. Und wir von Mobil in Deutschland durften mitstaunen und sogar mitfahren. Wir sahen zwei Japanern in einem Citroën ID 19 Bj. 1967 mit Hydropneumatik über die Schulter und staunten Bauklötze, denn dieses Auto hebt und senkt sich auf Hebeldruck und liefert somit variable Bodenfreiheit. Die Fahrer: Takayuki Uchida (55) und Hayato Kuromiya (38). Der eine ist die Ennstal-Classic schon drei Mal gefahren, der andere ist zum ersten Mal dabei. Die Faszination aber ist immer vorhanden. Bei der Ennstal-Classic Rallye fährt das Who-is-Who der Autoliebhaber. Dieses Jahr etwa mit dabei: Nigel Mansel steuerte mit Passion einen Porsche 908, Sir Stirling Moss strahlte bis über beide Ohren im Ferrari 750 Monza und Jochen Mass genoss jeden Kilometer im Mercedes Simplex mit 40 PS, Bj. 1902. Schön war bei den Promis auch zu beobachten: Bei dieser Rallye sind alle Fahrer teil einer großen Familie. Egal wie wohlhabend, egal wie bekannt, egal wie durchschnittlich-normal. Hier kennt nach wenigen Stunden jeder jeden. Mit einer Ausnahme: Beim Ennstal-Classic fährt kaum einer noch auf Kuschelkurs. Hier geht es um Punkte und Hundertstelsekunden. Zwar geht es nicht darum, möglichst schnell zu fahren, dafür aber darum, möglichst zeitgenau durch die Etappen und Sonderwertungen zu kommen. Im Schnitt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h. Je genauer, desto weniger Punkte. Sieger am Ende ist, wer am wenigsten Punkte hat. Für unsere beiden Japaner hat es am Ende nur zu Platz 173 von 225 gereicht. Aber das spielt keine Rolle. Zur Abschlussfeier in Gröbming, in dem in diesen drei Tagen Ausnahmestimmung herrscht, sind alle als Sieger gefeiert worden. Es gab nur glückliche Gesichter und man hat sich fest versprochen nächstes Jahr wieder zu kommen. Da feiert die Rallye ihr 20-jähriges Bestehen – und wer will bei dieser Party schon fehlen! www.ennstal-classic.at