Die U-Bahn – von Markus Majowski
Mit der ehemaligen Linie 1 bin ich früher gerne in Richtung Ost Berlin gefahren. Zu Mauerzeiten bis Schlesisches Tor, später schnurstracks über die Spree bis Warschauer Straße.
Diese Strecke ist heute ein Fragment, vielen nur noch aus dem Musical vom Grips Theater bekannt. Sie ist noch da, wurde aber umbenannt – in die U12. Ihr Kennzeichen ist ein quergeteilter rotgrüner Untergrund, und das steht wohl für eine Art von liebenswerter Behinderung. Tja! Es wird gebaut auf meiner Lieblingsstrecke – seit Jahrzehnten – und gefühlte zehn Mal muss man umsteigen. Ich hab mich daran gewöhnt. Eines Tages fahre ich sie mal wieder. Plötzlich kommt eine Durchsage: Bitte steigen sie auf den Schienenersatzverkehr um. Ich stehe das durch. Die Tasche schultern, das Buch in die Manteltasche und lächeln. Plötzlich bemerke ich eine alte Dame, die Probleme mit ihren Tüten und Taschen hat. Gleichzeitig fällt mein Blick auf eine Gruppe Jugendlicher. Es passiert, was passieren muss. Die Tüten reißen, und der Inhalt ergießt sich über den Bahnsteig. Eine Apfelsine rollt vor meine Füße, einige Jugendlichen grölen. Wieder Andere sammeln einige Sachen zusammen. Ich kann gar nicht anders und hebe die Apfelsine auf. Die
Jugendlichen haben mich längst erkannt. Sie sind aufgeregt, und ich spüre ihre Neugier. Das ist unser aller Rettung. Denn plötzlich greifen übereifrige Hände nach den Lebensmitteln. Taschen werden umsortiert, Jacken zu Behältnissen umfunktioniert. Wir kommen ins Gespräch. Die Jugendlichen dürfen ihr Foto mit mir machen. Wir laufen gemeinsam zum Bus, fahren mit der dankbaren Omi ein paar Stationen. Und unser kleines Grüppchen bringt ihre Sachen bis vor die Wohnungstür. Ich bin begeistert von der Eigendynamik, die sich aus einer rollenden Apfelsine entwickelt. Eine Mischung aus Autogrammstunde und gutem Miteinander. Zum Abschied reimt die alte Dame ein Dankeschön und ich werde erinnert an einen Text meiner Großmutter, die auch gerne reimte.
„Der Berliner, bekannt für Schnauze mit Herz, ist freundlich und hilfsbereit, macht gerne mal einen Scherz. Will er einmal seine Stadt von Oben besehen, braucht er nur zum iPunkt oder auf den Funkturm zu gehen. Auch ich fahre bald mal wieder hin – denn ich hab ja noch einen Koffer in Berlin!“
Markus Majowski (bekannt aus der Sat1-Comedy „Die Dreisten Drei“) spielt vom 10. Mai bis 22. Juli 2012 am Kölner Theater am Dom die Hauptrolle in der Inszenierung „Der Mann, der sich nicht traut“ von Curth Flatow. Im Mai nächsten Jahres erscheint sein Kinder- und Jugendbuch „Modjo und Rocco“ im Baumhaus Verlag. Eine spannende und abenteuerliche Vater und Sohn-Geschichte, lustig und fantasievoll für Kinder und natürlich auch Erwachsene, die das Träumen immer noch genießen können und wollen.
Markus Majowski ist Botschafter des Deutschen Kinderhilfswerks e.V. Über eine Unterstützung dieser Einrichtung, die ihm wirklich am Herzen liegt und die er mit großem Engagement begleitet, würde er sich freuen:
Für Kinderrechte, Beteiligung und die Überwindung von Kinderarmut in Deutschland.
Deutsches Kinderhilfswerk e.V. Leipziger Straße 116-118 | 10117 Berlin Tel. 030 308693-27 | Fax: 030 2795634
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