Dritter Städte-Stau-Check: Stuttgart bleibt weiterhin Staustadt Deutschlands
Schleppender Verkehr, Stau und verstopfte Straßen sind alltägliche Dinge auf der Straße, mit denen Autofahrer und Pendler unausweichlich zu kämpfen haben. Wir haben uns gefragt, in welchen Städten mutet man Autofahrern besonders viel zu? Wo schafft man Infrastruktur, fördert den Verkehrsfluss und wo betreibt man schikanöse Mangelverwaltung und lässt Autofahrer im Stau stehen? Fragen, denen wir von Mobil in Deutschland e.V., Deutschlands jungem Automobilclub, in unserem Städte-Stau-Check auf den Grund gehen.
Nachdem wir im November 2013 unseren zweiten Städte-Stau-Check auf Grundlage der TomTom-Zahlen aus dem 2. Quartal 2013 veröffentlicht hatten, haben wir nun aktuelle Zahlen für das gesamte Jahr 2013 in unserem dritten Städte-Stau-Check verwendet und im Vergleich zum Vorjahr untersucht.
Grundlage dieses Vergleichs ist das umfangreiche Datenmaterial des Navigationsgeräteherstellers TomTom, der sogenannte TomTom Verkehrs-Index, der heute von TomTom veröffentlicht wurde. Den vollständigen Index finden Sie unter www.tomtom.com/de_de/trafficindex
Insgesamt wurde die Verkehrsbelastung in 161 Städten weltweit gemessen. Acht davon haben wir für unseren dritten deutschen Städte-Stau-Check verwendet und ausgewertet: Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf und Bremen.
In welcher Stadt stehe ich am längsten im Stau? An welchen Wochentagen stockt der Verkehr am häufigsten? Wie viel Wartezeit kostet mich die Rush Hour? Auf all diese Fragen gibt der Stau-Index Auskunft. Er ist ein weltweit äußerst genaues Barometer für Verkehrsbelastung im städtischen Raum, da er Fahrtzeiten auswertet, die auch wirklich von Fahrzeugen im gesamten Straßennetz erzielt wurden. Möglich macht das die Verkehrsdatenbank von TomTom, die mehr als sechs Trillionen Messungen gespeichert hat und zu der täglich mehr als fünf Milliarden hinzukommen.
In den deutschen Städten gibt es immer noch viel zu viel Stau. Im Gegensatz zum Vorjahr konnten sich einige Städte verbessern. Stuttgart, Hamburg, Köln und Bremen haben ihre Stauzeiten verringert. Stuttgart konnte sich sogar um 4 Prozentpunkte auf 29% verbessern. München hingegen hat sich um 2 Prozentpunkte verschlechtert und muss einen Platz an Köln abtreten.
Im Detail sind folgende Ergebnisse in unseren 8 Städten erzielt worden:
DIE SCHLECHTESTEN DEUTSCHEN STAU-STÄDTE 2013:
1. Stuttgart 29% – NOTE 5 (2012: 33 % Platz 1) ▲
2. Hamburg 28% – NOTE 5 (2012: 32 % Platz 2) ▲
3. Berlin 27% – NOTE 4 (2012: 28 % Platz 3) ▲
4. München 26% – NOTE 4 (2012: 24 % Platz 5) ▼
5. Köln 25% – NOTE 4 (2012: 26 % Platz 4) ▲
6. Frankfurt am Main 24% – NOTE 3 (2012: 22 % Platz 6) ▼
7. Düsseldorf 19% – NOTE 2 (2012: 18 % Platz 7) ▼
8. Bremen 17% – NOTE 2 (2012: 17 % Platz 8) ►
Dieses Ranking bezieht sich auf den TomTom Verkehrs-Index, der ausdrückt, wie sich die Fahrtzeit in einer Stadt verkehrsbedingt im Durchschnitt verändert. In Stuttgart verlängert sich also die Fahrtzeit im Durchschnitt um 29% gegenüber einem ungehindert fließenden Verkehr. In Hamburg um 28%, in Berlin um 27% usw. Werfen wir einen genaueren Blick auf die einzelnen Städte und Ballungsgebiete (in Klammern wird der vorherige Wert aus 2012 aufgeführt):
STUTTGART – 29%: Die schlimmsten Stautage und Stauzeiten sind in Stuttgart der Dienstagmorgen und Donnerstagabend. Der Freitagmorgen dagegen ist in Stuttgart vergleichsweise stauarm. Fährt man während der Rush Hour, braucht man für die gleiche Strecke 32 Minuten (38 Min.) länger. Und auf‘s Jahr gerechnet muss ein Berufspendler, der einen 30-minütigen Anfahrtsweg hat, mit insgesamt 80 Stunden (89 Std.) Verzögerung rechnen. Ansonsten gibt es in Stuttgart eine leichte Verbesserung auf einem immer noch schlechten Niveau. Stuttgart bleibt Stau-Stadt. NOTE 5
HAMBURG – 28%: Am längsten steht man in Hamburg am Montagmorgen und Freitagabend im Stau. Am zügigsten geht es am Freitagmorgen und Montagabend voran. Während der Rush Hour braucht man hier 28 Minuten (31 Min.) länger. Auf‘s Jahr gerechnet muss ein Berufspendler mit 73 Stunden (78 Std.) Verzögerung rechnen. NOTE 5
BERLIN – 27%: Am Freitagabend und Montagmorgen staut es sich in Berlin am meisten. Am Montagabend und Freitagmorgen dagegen sind die Straßen relativ frei. Zu Rush Hour-Zeiten muss man 27 Minuten (27 Min.) länger einplanen und ein Berufspendler steht hier 71 Stunden (71 Std.) im Stau. Hier gibt es zu 2012 kaum Veränderungen. NOTE 4
MÜNCHEN – 26%: In München steht man am Mittwochabend und Montagmorgen am häufigsten im Stau. Am zügigsten kommt man dagegen am Freitagmorgen und Freitagabend voran. Ist man während der Rush Hour unterwegs, braucht man 28 Minuten (27 Min.) länger. Und auf‘s Jahr gerechnet muss ein Berufspendler mit 73 Stunden (71 Std.) Verzögerung rechnen. Vor allem zu den Hauptverkehrszeiten fällt München leicht ab, weist geringe Verschlechterungen auf und fällt damit hinter Köln zurück. München ist der große Verlierer in diesem Index und mit 26% nur noch 3% Punkte hinter Stuttgart. NOTE 4
KÖLN – 25%: Die Haupt-Stauphasen sind hier der Mittwochabend und Montagmorgen. Am Montagabend und Freitagmorgen dagegen fließt der Verkehr. 27 Minuten (30 Min.) dauert die Fahrt zu Rush Hour-Zeiten länger. 71 Stunden (76 Std.) Verzögerung fallen pro Jahr für einen Berufspendler an. Köln kann eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr vermerken. NOTE 4
FRANKFURT AM MAIN – 24%: Die schlimmsten Stautage sind hier der Donnerstagabend und Dienstagmorgen. Die besten Fahrzeiten dagegen sind der Montagabend und Freitagmorgen. 27 Minuten (26 Min.) länger braucht man hier in der Rush Hour. Berufspendler müssen rund 71 Stunden (69 Std.) Verzögerung pro Jahr miteinplanen. Frankfurt verschlechtert sich zu 2012, Berufspendler müssen mit 2 Stunden mehr Stau auf’s Jahr hochgerechnet rechnen.NOTE 3
DÜSSELDORF – 19%: Die meiste Geduld braucht man hier am Mittwochabend und Dienstagmorgen. Am besten geht’s dagegen am Freitagmorgen und am Montagabend vorwärts. 22 Minuten (21 Min.) Wartezeit muss man während der Rush Hour einplanen. Berufspendler kommen pro Jahr auf 61 Stunden (59 Std.) Verzögerung. NOTE 2
BREMEN – 17%: Am Freitagabend und Montagmorgen sind hier die Straßen am häufigsten verstopft. Am Freitagmorgen und Montagabend dagegen fließt der Verkehr. 16 Minuten (17 Min.) beträgt die durchschnittliche Wartezeit während der Rush Hour. Berufspendler vergeuden pro Jahr insgesamt 48 Stunden (50 Std.) im Verkehr. Bremen ist die stauärmste Stadt in diesem Vergleich und auch zu 2012 gab es noch eine schöne Verbesserung. NOTE 2
Die Wertung von Mobil in Deutschland e.V:
Die Note 1 haben wir bei einem Stau-Level von weniger als 16% vergeben. Sie konnte leider gar nicht vergeben werden. Note 2 gab’s bis 19%, Note 3 bis 23% und Note 4 bis 27%. Note 5 wurde mit einem Verkehrs-Index über 27% vergeben. Auch eine Note 6 musste gar nicht vergeben werden. Bremen ist wieder der Beste im Test und konnte mit einer guten „2“ überzeugen. Ansonsten gab es zu 2012 folgende bemerkenswerte Unterschiede: Stuttgart und Hamburg sind die großen Gewinner in unserem dritten Städte-Stau-Check 2013, wenn auch immer noch auf einem miserablen Niveau: „Versetzung“ weiterhin gefährdet. Signifikante Verbesserungen auch in und um Köln, die dieses Mal einen Platz gegenüber München gut machen konnte. Das Gegenteil in München und Frankfurt, die in jetzt in 2014 für 2013 als Verlierer des Städte-Stau-Checks hervorgehen.
Schlusslicht unseres dritten Städte-Stau-Checks ist und bleibt aber Stuttgart und kann sich damit weiterhin den Titel als „Autounfreundlichste Stadt Deutschlands“ sichern. Die Schwaben haben schon 2012 in unserem umfangreichen Städte-Verkehrs-Atlas und in unserem ersten und zweiten Städte-Stau-Check am schlechtesten abgeschnitten. Dr. Michael Haberland, Präsident von Mobil in Deutschland e.V. weiß genau, wo es bei der Stadt im Schwabenland hakt: „Stuttgart hat immer noch nicht verstanden, dass man Verkehrs- und Stauprobleme nicht mit Blitzern und Umweltzonen lösen kann. Die exzessive Förderung des Fahrradverkehrs wird den fehlenden Autobahnring um die Stadt nicht ersetzen können. Die Stuttgarter dürfen sich auch weiterhin auf Verkehrschaos gefasst machen.“
Auch wenn Stau in Deutschland an der Tagesordnung steht, sieht es in unseren europäischen Nachbarländern um einiges schlimmer aus. Im Ausland nämlich ist die Verkehrsbelastung in manchen Städten noch heftiger. Trauriger Spitzenreiter ist nach wie vor Moskau: Hier ist die Fahrzeit verkehrsbedingt um 74% länger, in Hauptverkehrszeiten sogar um bis zu 141% länger. Istanbul, Warschau, St. Petersburg und Palermo „glänzen“ mit ähnlichen Rekordzahlen. Bringen Sie also viel Geduld mit, wenn Sie demnächst in eine dieser Städte mit dem Auto fahren wollen.