Kleine Gewerkschaften – Großer Ärger
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ihren Streik jetzt erst einmal vorerst beendet. Vielerorts kann jedoch von einer planmäßigen Wiederaufnahme des Bahnverkehrs noch keine Rede sein. Zahlreiche Verbindungen sind immer noch nicht wieder vollständig hergestellt, oftmals spüren Fahrgäste die Auswirkungen des Streiks auch noch nach dessen Beendigung. Dem Aufruf der Lokführergewerkschaft GDL fielen ca. 70 Prozent der Fernzüge zum Opfer, auch im Regionalverkehr fuhren die Züge nur nach einem Ersatzfahrplan.
Erst die Bahn, dann die Flieger. Nach der GDL rief nun die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Sonntag zu einem 35-stündigen Pilotenstreik auf. Betroffen sind hierbei ca. 130.000 Passagiere der Lufthansa. Von den 2.150 Kurz- und Mittelstreckenflügen können laut Lufthansa etwa 700 Flüge durch die Hilfe von freiwilligen Piloten und anderen Airlines gesichert werden. Passagiere der restlichen 1.450 Flüge werden Ihre Reise nicht antreten können.
Für Millionen Reisende heißt es in diesen Tagen: Nichts geht mehr. Leidtragende sind wie so oft wir Zivilisten: Familien, Tagesausflügler, Urlaubsreisende oder eben Berufspendler. Auf unserem Rücken wird dieser Arbeitskampf ausgefochten und um überhaupt noch voranzukommen, muss der Verkehr auf die Straße ausweichen. Stop-and-go in Städten und auf Autobahnen.
Zweimal Chaos, zweimal kleine Gewerkschaften. Und uns Zaungästen und Autofahrern bleibt nur die geballte Faust in der Tasche, weil man irgendwie machtlos ist. Weil man es auch nicht versteht. Denn man versucht erst gar nicht, sich zu einigen. Man will Chaos auf den Bahnhöfen, Flughäfen und Straßen. Das hat System. Das soll so sein.
Machtpositionen werden konsequent missbraucht, um den eigenen Einfluss noch weiter zu fördern, um aus einer Minigewerkschaft etwas Bedeutenderes zu machen. Das Ganze geschieht nicht nur auf Kosten der Passagiere, natürlich ist auch das ganze Unternehmen betroffen. Lufthansa musste in Folge der Flugausfälle bereits enorme Verluste verzeichnen. Das ist im internationalen Wettbewerb bei einer immer größer werdenden Konkurrenz keine tragbare Situation.
Des einen Leid ist des anderen Freud. Die lachenden Dritten sind Autovermieter, Fernbusse, Taxis oder Mitfahrzentralen. Diese Betriebe melden während der Streiks Umsatzrekorde, was sich natürlich auf Deutschlands Straßen bemerkbar machte. Überfüllte Städte und Staus auf vielen deutschen Autobahnen sind nur eine logische Schlussfolgerung. Hier trifft es nun alle Autofahrer millionenfach. Höheres Verkehrsaufkommen, höherer Spritverbrauch und viel Zeitverschwendung sind die Folgen. Von dem Ärger einmal ganz abgesehen.
All das scheint die Gewerkschaften aber nicht zu kümmern. Mit teilweise enormen Forderungen legen Sie fast gleichgültig Schienen- und Luftverkehr lahm. Egal mit welchen Konsequenzen. Stellen Sie sich allerdings einmal vor: Sie sind unzufrieden mit dem Service der Deutschen Bahn, stellen aus Ärger Ihr Fahrzeug auf einem Bahnübergang ab und behindern damit den gesamten Betrieb aller Verbindungen dieser Strecke für einen Tag. Was passiert? Selbstverständlich werden Sie für das entstandene Chaos zur Rechenschaft gezogen und sicher auch auf Schadensersatz verklagt. Nicht so die Gewerkschaft, die (fast) alles darf, ohne dabei die Folgen fürchten zu müssen. Das bedarf dringend einer Korrektur.
„Auch wenn Streikrecht im Grundgesetz verankert ist, darf eine solche Situation, wie man sie momentan in Deutschland erlebt, kein Dauerzustand bleiben. Wir fordern die Politik daher auf, diese Lähmung der Mobilität in Deutschland durch den Machtmissbrauch kleiner Gewerkschaften zu beenden und klare Regeln zu schaffen,“ so Dr. Michael Haberland, Präsident des junges Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V.