SPAREN AN DER AUTOBAHN 2016 – Raststätten vs. Autohöfe
Sommerzeit ist Urlaubs- und Reisezeit und wer kennt das nicht: Die Tankuhr fängt massiv an rot zu leuchten und der Bordcomputer macht unmissverständlich klar, dass der Wagen eine dringende Tankfüllung braucht. Der Beifahrersitz reklamiert seit einer halben Stunde eine Pinkelpause und von den hinteren Plätzen wird der Ruf nach Eis und Schokolade laut. Also runter von der Autobahn: Zeit, die Urlaubsfahrt zu unterbrechen und eine Tank- und Snackpause einzulegen. Doch wo genau runterfahren? An einer der rund 390 Tank- und Rastanlagen direkt auf der Autobahn oder lieber ein bis zwei Minuten extra in Kauf nehmen und dafür an einem der 187 Autohöfe Rast machen? Mobil in Deutschland e.V., Deutschlands moderner und günstiger Automobilclub, wollte wissen, wo es sich lohnt und hat nach 2014 seinen zweiten „Sparen an der Autobahn“ Test gemacht. Um es vorweg zu nehmen: Raststätten sind deutlich teurer als Autohöfe. Beim Sprit rund 10%, bei Snacks und Getränken ganze 30%.
Auf einer längeren Urlaubsfahrt kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem ein Tank-, Toiletten- und Raststopp einfach fällig ist. Mobil in Deutschland e.V. hat daher bundesweit Preise und Leistungen an jeweils zehn Tank- und Rastanlagen sowie an zehn unmittelbar an der Ausfahrt gelegenen Autohöfen, die in der gleichen Region wie die Rastanlagen liegen, miteinander verglichen. Geografisch liegen alle besuchten Einrichtungen auf klassisch vielbefahrenen Bundesautobahnen in Richtung Urlaub und zurück (z.B. A3 Köln -Passau, A5 Frankfurt am Main – Basel, A7 Flensburg – Füssen, A9 Berlin – München etc.).
Wie haben wir getestet?
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, nur eindeutig mess- und vergleichbare Produkte zu bewerten und zwar jene, die bei einem Stopp fast immer in Frage kommen: Kraftstoffpreise und Preise für Produkte aus dem Shop, die man immer gerne bei einem Stopp mit ins Auto nimmt. Zusätzlich haben wir die Kosten für einen Toilettenbesuch berücksichtigt. Wir haben im Juli 2016 aus zehn sehr gängigen Produkten einen Warenkorb gebildet, den Preis von 50l
Kraftstoff erhoben und sind auf die Toilette gegangen. Zusätzlich haben wir in diesem Test unseren Einkauf um eine Käsesemmel und eine Bockwurst mit Brötchen erweitert. Um zu einem nachvollziehbaren, durchschnittlichen Spritpreis zu kommen, haben wir die Preise von E5, E10 und Diesel in einem Zeitraum von fünf Tagen (Mi., 20.7.- So., 24.7.2016) jeweils um 10:30, 15:30 und 21:30 Uhr mit mehreren, sogenannten Spritpreis-Apps (z.B. www.tankfix.de) erhoben, daraus einen Tagesdurchschnittspreis errechnet und dann von den fünf Tagesdurchschnittspreisen jeweils einen Gesamtdurchschnittspreis ermittelt. Diesen haben wir dann mit einer Tankmenge von 50l multipliziert. Unser Warenkorb bestand jeweils aus einer Flasche Coca Cola Zero (0,5l), Premium Mineralwasser still (0,5l), einer Dose Premium-Bier (0,5l), einer Dose Red Bull (0,25l) und einem kleinen Cappuccino to go, alles immer ohne Pfand. Als Snack gab es eine Dose Pringles Chips Original (190g), einen Riegel Kinderschokolade, eine Bifi (25g), eine Tüte M&M´s (45g), ein Magnum Classic Schoko sowie ein Käsebrötchen und eine Bockwurst mit Brötchen. Waren die angegeben Packungsgrößen im Einzelfall nicht erhältlich, wurden diese ins Verhältnis gesetzt und umgerechnet. Alles somit absolut miteinander vergleichbare Produkte!
Nach dem Motto “Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe“ haben wir festgestellt, dass es an der Autobahn doch massive Preisunterschiede gibt. Zwischen dem günstigsten Gesamtpreis aus dem Warenkorb mit unseren zwölf Artikeln von 20,49 EUR (Autohof Rheinböllen A61) und dem teuersten Warenkorb mit 39,60 EUR (Tank & Rast Walsleben A24) liegen satte 19,11 EUR, ein Preisunterschied von mehr als 93% und somit fast das Doppelte. Das Paar aus Raststätte und dazugehörigem Autohof mit dem größten Unterschied findet man hier beim Autohof Herzsprung und der Tank & Rast Anlage Walsleben an der A24. Hier beträgt der Unterschied knapp 72%. Betrachtet man die durchschnittlichen Preise aller hier erhobenen Raststätten und Autohöfe, so sind die Raststätten bei unserem Warenkorb rund 30% teurer (29,86%).
Auch beim Kraftstoff gab es große Unterschiede. Die günstigste Tankfüllung Diesel (50l) gab es im Erhebungszeitraum vom 20.07.-24.07.2016 beim Euro Rastpark Schweitenkirchen (A9) für 53,00 EUR, die teuersten Spritpreise hatte die Tank & Rast Siegerland West (A45) mit 62,50 EUR. Dies bedeutet eine Differenz von rund 18%. Der größte Unterschied bei einem direkten Vergleichspaar ließ sich beim Autohof Wilnsdorf und Tank & Rast Siegerland feststellen. Hier betrug die Differenz mehr als 16%. Der Unterschied beim Diesel betrug teilweise bis zu 18cent je Liter, da liegt eine Menge Einsparpotential für den Einzelnen – im wahrsten Sinne des Wortes – auf der Straße. Beim Tanken war der durchschnittliche Unterschied in unserem Test satte 10%.
Subsumiert man nun den gesamten Einkauf (Warenkorb + Tanken) so zeichnet sich ein eindeutiges Bild ab. Bei allen Paaren haben die Autohöfe die Nase vorne – und das teilweise ziemlich deutlich. Am günstigsten tankt und kauft man am Autohof Rheinböllen. Unser Warenkorb sowie 50l Diesel kosten hier insgesamt 74,99 EUR. Ganze 34% teurer ist die Raststätte von Tank & Rast in Siegerland an der A45. Hier bezahlt man für den gleichen Einkauf 100,48 EUR, also 25,49 EUR mehr. Das A61-Paar, d.h. Tank & Rast Hunsrück und Autohof Rheinböllen ist insgesamt das direkte Pärchen mit dem größten Preisunterschied. Während die Raststätte hier 95,08 EUR verlangt, bezahlt man am Autohof nur 74,99 EUR. Insgesamt kostete unser gesamter Einkauf an den zehn Autohöfen im Schnitt 81,50 EUR, an den zehn Rastanlagen 94,94 EUR. Damit sind die Raststätten insgesamt um 16,49% teurer als Autohöfe – bei Snacks und Getränken 29,86%, beim Sprit 9,95%.Doch woher kommen diese Unterschiede?
Beim Kraftstoffpreis bestimmen die großen Mineralölgesellschaften die Preise. Hier hat der einzelne Pächter keinen Einfluss auf die Preisgestaltung, weder am Autohof noch an der Raststätte. Unser Tipp: Lassen Sie Ihren Beifahrer rechtzeitig mit einer Spritpreisapp (z.B. www.tankfix.de) nach den günstigsten Preisen auf der Autobahn suchen. Sie werden die Unterschiede klar erkennen. Hinzu kommt, dass sich der Spritpreis an den Autohöfen meist an den Preisen im Umland ausrichtet, da auch preissensible Kunden wie Pendler und LKW Fahrer zu den Kunden gehören.
Ein Phänomen ist auch der Toilettenbesuch. Während an den Autohöfen der Besuch immer kostenneutral (0,50 EUR Gebühr bei Wertbon 0,50 EUR für Shop und Restaurant) oder sogar kostenlos war, fallen bei den Tank- und Rastanlagen immer 0,70 EUR an, von denen nur 0,50 EUR per Wertbon vergütet werden. Jeder Toilettenbesuch kostet bei diesen Anlagen 0,20 EUR, egal, ob es zum Konsum im Shop kommt oder nicht! Muss dies so sein?
Ein wesentlicher Grund für die höheren Preise der Tank- und Rastanlagen direkt auf den Autobahnen ist, dass der Bund bei der Privatisierung der Nebenbetriebe der Bundesautobahn fast alle Betriebe als Monopol an nur einen Betreiber vergeben hat. Monopole gehen meist zu Lasten eine Wettbewerbs und der Verbraucher.
Andererseits stellen auch Autohofbetriebe an 365 Tagen rund um die Uhr die Versorgung sicher. Autohöfe werden von meist mittelständischen Unternehmern betrieben. Bei den Preisen richten sich die Autohöfe daher eher am lokalen, wettbewerbsintensiveren Umfeld aus, weil sie neben den Kunden von der Autobahn auch viele Gäste aus dem direkten, lokalen Umfeld anlocken müssen.
Unser Fazit: Es ist wie bei so vielen Dingen im Leben, wer genauer hinschaut, besser plant und informiert ist, kann sich so manches Geld sparen. So ist es auch an der Autobahn. Dem geschäftlichen Vielfahrer sind die Spritpreise ja meistens egal, er zahlt aber auch ungern im Shop zu viel. Die Reisenden, die privat unterwegs sind, wie z.B. Familien mit Kindern, Pendler oder Rentner, können am Autohof eine ganze Menge Geld sparen.
Egal, wo Sie Ihre Tank- und Erholungspause verbringen, der ebenso günstige Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. wünscht Ihnen allzeit eine gute und sichere Fahrt zu Ihrem Ziel- oder Urlaubsort!
Alle Informationen zum Thema „Sparen an der Autobahn“ und weiteres Bildmaterial finden Sie kostenlos online auf unserer Internetpräsenz www.mobil.org.